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Genossenschaftliche Lösungen für Schleswig-Holstein

  • 03.02.2022
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Während der heutigen Landespressekonferenz in Kiel informierten Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Innenministerin des Landes Schleswig-Holstein, Stefan Lohmeier, Vorsitzender des Regionaltages Banken für Hamburg und Schleswig-Holstein und Ingmar Rega, Vorstandsvorsitzender Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V., über die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zu Genossenschaften in Schleswig-Holstein. Deutlich wurde: Genossenschaften bieten für vielfältige und aktuelle Herausforderungen im Land einen geeigneten Rahmen. Das gilt es im Land noch bekannter zu machen.

Informationen zur heutigen Landespressekonferenz finden Sie auf dieser Seite.

YouGov-Umfrage belegt: Genossenschaften bekannt und beliebt

Repräsentative Umfrage in Schleswig-Holstein. 79 Prozent der Schleswig-Holsteiner*innen denken, dass Genossenschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten. 18 Prozent können sich vorstellen, eine Genossenschaft zu gründen.

Kiel. Anfang Januar hat der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. eine repräsentative Befragung zur Einstellung der Deutschen und speziell der Schleswig-Holsteiner*innen zu Genossenschaften durchgeführt. Das Ergebnis überrascht: Die häufig in der veröffentlichten oder politischen Meinung als verstaubt wahrgenommene Unternehmensform erfreut sich einer großen Bekanntheit. Das genossenschaftliche Prinzip spricht die Menschen in Schleswig-Holstein an, Genossenschaften haben hier einen sehr guten Ruf und viele Menschen würden sich in Genossenschaften engagieren, um ihre Lebenswirklichkeit zu gestalten.

Vor allem Befragte, die der Gruppe der gesellschaftlich Engagierten zuzuordnen sind, fühlen sich vom genossenschaftlichen Prinzip angesprochen. Als „engagiert“ gelten Menschen, die in der Umfrage „voll und ganz“ oder „eher“ der Aussage zustimmten: „Ich engagiere mich gern für die Gesellschaft.“ Zu den „Engagierten“ zählen 42 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein.

„Wir haben immer vermutet, dass die Genossenschaft eine gute Reputation in Schleswig-Holstein genießt. Dass aber bei einer gestützten Abfrage 65 Prozent der Menschen sich vorstellen können, Mitglied einer Genossenschaft zu werden und sogar 18 Prozent eine grundsätzliche Bereitschaft signalisieren, eine Genossenschaft selbst zu gründen, hat uns schon überrascht. Und unter den Engagierten liegen diese Werte sogar bei 75 bzw. 28 Prozent“, fasst Ingmar Rega, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen, die Befragungsergebnisse zusammen. Aktuell sind nur 17 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein Mitglied einer Genossenschaft. Rega weiter: „Diese Werte zeigen uns, welches Potenzial wir – Politik, Verbände, Kommunen und auch die Wirtschaft – liegenlassen. Und sie zeigen uns, welche Chance die Genossenschaft als Instrument der Zivilgesellschaft hat, um die Lebenswirklichkeit zu gestalten.“

In dieser Einschätzung sieht sich Rega durch weitere Befragungsergebnisse bestätigt: 73 Prozent der Schleswig-Holsteiner*innen stimmen der Aussage „Die gesellschaftliche Entwicklung liegt in der Hand jedes einzelnen“ zu (Engagierte: 81 Prozent). 87 Prozent glauben, dass „die Region attraktiver wird, wenn Bürger*innen sie aktiv mitgestalten“ (Engagierte: 96 Prozent). Rega zu diesem Ergebnis: „Diese Zahlen zeigen: Wir haben eine große Chance, bei entsprechenden Rahmenbedingungen das Potenzial von Genossenschaften für die Partizipation der Menschen, für die Gestaltung der Lebenswirklichkeit und für wirtschaftlich nachhaltige Lösungen in weit größerem Maße zu nutzen als bisher.“

Für den Verbandsvorstand unterstreichen die Umfrage-Ergebnisse, dass für eine nachhaltige Entwicklung – gerade auch ländlicher Räume – der konsequente Ausbau genossenschaftlicher Lösungen hervorragend geeignet ist. „Schaut man sich die Affinität der Menschen in Schleswig-Holstein gegenüber Genossenschaften an, ist es bemerkenswert, dass 73 Prozent in Genossenschaften Unternehmen mit Zukunftspotenzial sehen (83 Prozent der Engagierten), 79 Prozent überzeugt sind, dass Genossenschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten (87 Prozent der Engagierten) und 76 Prozent denken, dass Genossenschaften das Wir-Gefühl in der Region stärken (86 Prozent der Engagierten).“ Diese Statements wurden gestützt abgefragt, d.h. nachdem eine allgemeine Definition von Genossenschaften für alle Befragten gezeigt wurde.

Um das genossenschaftliche Potenzial zu heben, sieht Rega Kommunen, Unternehmen vor Ort und die Zivilgesellschaft gemeinsam in der Pflicht. „Wir brauchen Netzwerke, in denen Kommunen gemeinsam mit den Unternehmen und Bürger*innen genossenschaftliche Lösungen anstoßen, die die Lebensqualität verbessern. Gerade in Schleswig-Holstein kennen wir bereits genossenschaftliche Einkaufsmöglichkeiten, Co-Working-Lösungen, Energieerzeuger, Kindergärten etc. Und die Landesregierung betont in ihrem Koalitionsvertrag die Relevanz von Genossenschaften für das Land. Und dennoch: Wir brauchen eine Gründungs- sowie trotz aller positiven Bewertung auch eine Informationsoffensive. Der Genossenschaftsverband ist bereit, hier Mitverantwortung zu übernehmen.“

„Die aktuellen Trends wie der „Wunsch nach Partizipation“, „Regionalität“, „Nachhaltigkeit“, „Selbstverantwortung“ und auch die Digitalisierung“ bilden gute Rahmenbedingungen für genossenschaftliche Lösungen. Es gibt viel zu tun, bei dem Genossenschaften helfen können: Wir haben in unseren Gemeinden häufig leerstehende Infrastruktur – in gemeinschaftlich genutzten Arbeitsräumen könnte künftig Home-Office attraktiver gestaltet werden oder leerstehende Gebäude werden in Bildungszentren, Ärztehäuser, neuen Wohnraum, einen MarktTreff oder eine Dorfkneipe umfunktioniert. Aber auch unsere zunehmende regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse eignet sich sehr gut für genossenschaftliche Ideen. Und deshalb sollten wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass die Vorteile des Genossenschaftsgedankens noch breiter kommuniziert werden“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack.

Denn dass Handlungsbedarf besteht – vor allem bei der jüngeren Bevölkerung –, belegen ebenfalls die Umfrageergebnisse. 70 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein monieren, dass über Genossenschaften im Allgemeinen zu wenig bekannt ist. „Auch, wenn es nur 21 Prozent sind, die angeben, den Begriff zu kennen, aber nicht genau wissen, was Genossenschaften sind, und 8 Prozent den Begriff noch nie gehört haben, sind es immer noch rund ein Drittel der Gesellschaft, die wir versuchen müssen, zu erreichen. Gerade auch, weil es vor allem die Jüngeren sind, bei denen wir einen erhöhten Informationsbedarf sehen“, so Rega. In der Kohorte der 18- bis 34-Jährigen haben 17 Prozent den Begriff noch nie gehört. 29 Prozent kennen zwar den Begriff, sind sich aber unsicher, wofür Genossenschaften stehe.

„Ich freue mich daher sehr, dass das Bildungsministerium Schleswig-Holstein mit uns beim Projekt „Schülergenossenschaften“ zusammenarbeitet und die Genossenschaftsbanken im Land entschieden haben, Neugründungen flächendeckend zu begleiten“, weist der Verbandsvorstand auf eine Initiative der Volksbanken Raiffeisenbanken hin. Schülergenossenschaften sind Schülerfirmen, die nach den gleichen Prinzipien funktionieren wie „eingetragene Genossenschaften“. Bundesweit gibt es mehr als 180 Schülergenossenschaften, eine davon auch in Schleswig-Holstein. In diesem Modell gründen und betreiben Schüler*innen weitgehend selbstständig eine wirtschaftlich nachhaltige Schülerfirma. Der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. prüft jedes Jahr die Bücher der Schülergenossenschaften, die Volksbanken Raiffeisenbanken stehen als Partnergenossenschaften mit Rat und Tat zur Seite und das Land unterstützt das Projekt.

Sprechen Sie hierzu gerne an:

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