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Trend zu grünen Finanzierungen auch auf dem Schuldscheinmarkt erkennbar

  • 28.02.2023
  • von Lea Freese
  • Grundsatzblog

Mit einem Rekordanteil von 40 Prozent des gesamten Neuvolumens wächst der Anteil an Schuldscheinen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen am Schuldscheinmarkt.

Umweltfreundliche Kredite gewinnen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und in diesem Zusammenhang auch die Bemühungen um europäische Standards. Das zeigt auch die Mitte Februar von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) gestartete Branchenumfrage bei Kreditinstituten zu umweltfreundlichen Krediten mit dem Ziel, Unterstützungsangebote für umweltfreundliche Kredite an Privatkunden und KMU-Kreditnehmer zu definieren.

Als eine Alternative zum klassischen umweltfreundlichen Bankkredit hat sich in den letzten Jahren aber auch der Schuldschein entwickelt, der in der Regel mit einem Volumen zwischen 20 und 500 Mio. Euro eine ideale Größe insbesondere für Unternehmen aus dem Mittelstand bietet. Im Jahr 2022 erreichte der Schuldscheinmarkt mit einem Gesamtvolumen neu begebener Darlehen von 31 Mrd. Euro ein Rekordhoch. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich auch auf dem Schuldscheinmarkt der Trend zur Nachhaltigkeit fortsetzt. Lag der Anteil von Schuldscheinen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen im Jahr zuvor noch bei knapp 30 Prozent mit einem Volumen von 5,3 Mrd. Euro und 23 Transaktionen, konnte sich beides mit 12,4 Mrd. Euro und 50 Transaktionen mehr als verdoppeln und den Anteil am gesamten Neuvolumen auf 40 Prozent ausbauen, so eine aktuelle Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Schuldscheine mit Nachhaltigkeitsmerkmalen lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen. Bei den Green Schuldscheinen handelt es sich, angelehnt an die Green Bonds, um Transaktionen, bei denen die Mittel nur für nachhaltige Projekte eingesetzt werden dürfen. Rechtlich verbindliche Standards, wie Green Schuldscheine ausgestaltet sein müssen, gibt es bisher nicht. Unternehmen und Banken orientieren sich hier zumeist an den European Green-Bond-Standard. Der Standard lehnt an die Taxonomie an, regelt die externe Überprüfung und schafft Transparenz durch Berichtspflichten.

Bei den ESG-linked Schuldscheinen hingegen sind die Mittel an kein konkretes Projekt gebunden, sondern können auch für allgemeine Betriebsmittel eingesetzt werden. Angelehnt an die ESG-linked Bonds ist die Finanzierung an die Nachhaltigkeitsperformance des Unternehmens gekoppelt, wobei für die Beurteilung externe Ratings oder eigens definierte KPI’s herangezogen werden können, wie z.B. die Reduktion der CO2-Emissionen, der Anteil an „Green Buildings“ des Unternehmens oder der jährliche Wasserverbrauch. Verbessert sich das Nachhaltigkeitsrating, kann der Zins sinken. Die AGRANA Beteiligungs-AG hat 2022 beispielweise ein ESG-Rating-gebundenes Schuldscheindarlehen mit einem Volumen von 235 Mio. Euro platziert. Die ESG-Performance wird dabei durch ein unabhängiges ESG-Rating von ISS (International Shareholder Services) durchgeführt. Nachdem in den ersten Jahren der Green Schuldschein dominiert hat, besitzen nun die ESG-linked Schuldscheine den größten Marktanteil an den Schuldscheinen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen.

Um die nachhaltige Finanzierung voranzutreiben ist aber sowohl bei den klassischen grünen Bankkrediten als auch bei den Schuldscheinen Vertrauen in die ESG-Maßnahmen notwendig. Dazu bedarf es laut IDW einheitlicher Standards und unabhängiger Prüfungen mit transparenter Berichterstattung, um Greenwashing vorzubeugen. Und es darf nicht vergessen werden, „dass „grünen Anlagen“ – wie alle anderen Anlageformen auch – einem Verlustrisiko unterliegen.“

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Tobias Grollmann

Spezialistenteams Banken
Abteilungsleiter
Fachlicher Leiter Spezialistenteam
Nachhaltigkeit/Sustainable Finance