Geldautomatensprengungen – „Öffentliche Schuldzuweisungen helfen nicht weiter“

Zentrales politisches Thema auf Landesebene, Verband in fast allen Bundesländern im Austausch mit Behörden und Politik, intensive Befassung mit Mitgliedern und in den Gremien

2022 haben die Angriffe auf Geldausgabeautomaten einen traurigen Höchstwert erreicht. Fast 500 Sprengungen gab es bundesweit. Dabei sind Bundesländer mit Grenznähe zu den Niederlanden besonders häufig betroffen. Trotz teilweise massiver Investitionen in Sicherungsmaßnahmen werden vor allem Automaten von Banken und Sparkassen in NRW, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz angegriffen.

Dieser Form des modernen Bankraubs einen Riegel vorzuschieben, ist eine große Herausforderung für Polizei und Kreditinstitute. Ausgeübt werden die Angriffe von Tätergruppen, die eindeutig der organisierten Kriminalität zugeordnet werden. Erfolgreiche Prävention und Bekämpfung kann daher nur im Schulterschluss von Kriminalbehörden und Banken gelingen.

Diese Sichtweise wird im Dialog mit der Politik und Behörden in den Ländern des Verbandsgebiets weitüberwiegend geteilt. In vielen Ländern hat die Zusammenarbeit bereits vor Jahren begonnen. Einige Länder ziehen jetzt nach und intensivieren die Anstrengungen.

Nur die Landesregierung in Niedersachsen baut öffentlich Druck auf und sieht allen voran die Banken und Sparkassen in der Pflicht. Hier kann man den Eindruck gewinnen, dass Täter und Opfer verwechselt werden. „Öffentliche Schuldzuweisungen helfen nicht weiter“, sagt Marco Schulz, Vorstand beim Genossenschaftsverband, der die Gespräche mit der Landesregierung in Hannover führt. Alleine 2023 gab es schon drei Treffen mit der Innenministerin und dem LKA-Präsidenten sowie eine Landtagsanhörung, an der der Verband als Sachverständiger beteiligt war.

Andere Länder sind früher aktiv geworden und setzen auf gemeinsame Anstrengungen und enge Zusammenarbeit z. B. NRW mit dem sogenannten BEGAS-Projekts (BEGAS = Bekämpfung von Geldautomatensprengungen durch das Zusammenwirken von Prävention, Repression, Öffentlichkeitsarbeit, nationaler Vernetzung und internationaler Zusammenarbeit), Hessen mit der „Allianz Geldautomaten“ und Rheinland-Pfalz mit einer „Kooperationsvereinbarung über die Intensivierung der Zusammenarbeit“.

Fahrt aufnehmen wird die öffentliche Debatte wieder am 20. Juni 2023. Dann treffen sich in Berlin Vertreter*innen von Bundesinnenministerium, BKA sowie der Kredit- und Versicherungswirtschaft und diskutieren über die aktuelle Lage und die Wirkung einer Gemeinsamen Erklärung zur Geldautomatensicherheit, die die Beteiligten im November 2022 geschlossen haben.

Hierin ist ein individueller Maßnahmen-Mix als Sicherung der jeweiligen Automatenstandorte vereinbart worden. Von politischer Seite wird regelmäßig auch eine gesetzliche Vorgabe für Sicherungsmaßnahmen ins Spiel gebracht. Im Mittelpunkt der Diskussion steht eine Pflicht zum flächendeckenden Einsatz von Einfärbe- und Verklebesystemen, die die Beuteverwertung erschweren bzw. unmöglich machen sollen. So meint man Tatanreize reduzieren zu können und hofft, dass die Täter ihre Aktivitäten in andere Staaten verlagern.

Als Erfolgsbeispiel werden regelmäßig die Niederlande angeführt. Nach einer radikalen Reduzierung der Geldautomaten verzeichnet unser Nachbarland heute prozentual zwar noch denselben Anteil an Sprengungen wie Niedersachsen, aber aufgrund der niedrigen Anzahl absolut zuletzt nur 15 Sprengungen pro Jahr. Von über 8.000 Automaten 2011 sind heute allerdings nur noch gut 800 Stück übrig und häufig mit intensiven Sicherungselementen ausgerüstet. In Deutschland stellen aktuell über 50.000 Geldautomaten die Bargeldversorgung sicher.

Unabhängig von möglichen regulatorischen Vorgaben hat die Sicherheit ihrer Geldautomaten für Banken hohe Priorität. Denn neben dem Schock und den Folgen einer Sprengung vor Ort hat das Sicherungsniveau der Automatenlandschaft aufgrund der hohen medialen und öffentlichen Wahrnehmung Abstrahlwirkung auf das Image von Banken und die Marke Volksbanken Raiffeisenbanken.

Der Genossenschaftsverband macht Geldautomatensprengungen zu einem Fokusthema. In diesem Jahr fand bereits ein Roundtable mit allen Banken aus Niedersachsen statt. Dieses Format wird in Kürze in NRW fortgesetzt. Darüber hinaus wird Geldautomatensicherheit intensiv in den Gremien behandelt und Mitglieder erhalten Informationen zum aktuellen Stand der Diskussion sowie fachliche Empfehlungen.

Sprechen Sie hierzu gerne an:

Carsten Waldhelm Profil bild

Carsten Waldhelm

Regionalleiter
Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen Nord/Mitte, Regierungsbezirke Münster, Arnsberg, Düsseldorf, Köln

Daniel Illerhaus Profil bild
Pressesprecher Verband

Daniel Illerhaus

Abteilungsleiter Kommunikation, Marketing, Politik

Das könnte Sie auch interessieren

Alle anzeigen