GENiAL 6-2018

6-2018 | GENiAL | 27 I n der ehemaligen DDR gab es vie- le Menschen mit ökologischem Be- wusstsein. Viele sammelten sich meist unter dem Dach der Kirchen“, sagt Barbara Rische, eine von drei In- itiatoren und hauptamtlicher Vorstand der 2005 gegründeten Verbraucherge- meinschaft Dresden eG. Auch die Dres- denerin stammt aus der ökologischen Bewegung. Nach der Wende ergriff sie mit zwei Gleichgesinnten ihre Chance. Zusammen mit Kesslin Stoperka und Mat- thias Schwärzwälder baute sie den ersten Bioladen in Dresden auf. Dafür fanden sie Räume in einem alten Gehöft mitten im Zentrum und renovierten es von Grund auf. Ihre Idee eines Bioladens, der die Dresdner mit gesunden, ökologischen und regional produzierten Lebensmitteln versorgt, wurde für Rische und Schwarz- wälder zum Lebensprojekt. Rische gab dafür ihren Beruf als Chemikerin auf. Schwarzwälder, der heute als Marktleiter in einem der sieben Bioläden arbeitet, war vor der Wende Krankenpfleger. „Erst hatten wir keine Rechtsform und bauten unser Biomarkt-Konzept unter dem Dach des Vereins Grüne Liga auf. Dabei holten wir uns unser Know-how bei Naturkost- läden in Hannover und Bremen“. Schnell wurde ihr und ihren Mitstreitern klar, dass sie ihre Vorstellungen von einer alternati- ven Wirtschaftsform am besten in einer Genossenschaft umsetzen konnten. Das war eine gute Idee, die Genos- senschaft wuchs stetig und hat inzwi- schen 10.600 Mitglieder. Zu diesen ge- hören vorwiegend Privatpersonen, aber auch Kindergärten, Schulen und Studen- ten-WGs. „Das ökologische Bewusstsein ist in Dresden gut ausgeprägt“, sagt die Vorständin. In 27 Jahren hat die Genos- senschaft deshalb sechs Biomärkte und einen Laden mit zertifiziertem Spielzeug und Ökoprodukten für den Alltag aufge- baut. Hier arbeiten inzwischen 150 fest- angestellte Mitarbeiter, 12 Azubis und 30 Studenten. Verbrauchergemeinschaft Dresden eG: ökologisch, pragmatisch undmit Rückgrat Die Genossenschaft hat ein sogenann- tes Zwei-Preis-Modell: Für Mitglieder gibt es in allen Läden Waren zum günstigen Genossenschaftspreis, Kunden können nur zu handelsüblichen Preisen kaufen. Im letzten Jahr hat die Genossen- schaft ihre erste eigene Immobilie gekauft und dort einen großen Bio-Markt eröffnet. Weitere Wachstumspläne hat die Genos- senschaft erstmal nicht. „Wir vergrößern uns nur, wenn unsere Mitglieder es für nötig halten. Wir sind nicht auf Expansion aus“, sagt Rische. Dafür fördert sie ger- ne das genossenschaftliche Miteinander. „Bei uns wird in den Mitglieder-Versamm- lungen viel diskutiert“, sagt sie lachend. „Da geht es schon mal darum, warum Äp- fel aus Guatemala bei uns im Regal liegen und nicht die aus der Region. Aber wir sehen das eher pragmatisch.“ Natürlich achte die Genossenschaft auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Deshalb beziehe sie vorwiegend Obst, Gemüse und Fleisch möglichst von den rund 80 Produzenten im Umkreis von 150 Kilometern. Rische: „Aber wenn wir die Nachfrage nach be- stimmten Produkten nicht aus der Regi- on decken können, muss auch mal die Biozwiebel aus Ägypten ran.“ Ökofundis müssten bei diesem Thema Kompromis- se machen. Klar abgrenzen will sich die Genossen- schaft gegen rechtes Gedankengut bei Kunden und Lieferanten. Rische: „Die po- litische Lage in Sachsen ist angespannt. Da wollten unsere Mitglieder Flagge zei- gen. Deshalb haben wir unsere Satzung um einige Sätze erweitert.“ Darin heißt es nun: „Die VG Verbrauchergemeinschaft eG steht für ein gewaltfreies, demokratisches Miteinander und die Achtung der Men- schenwürde unabhängig von Nationalität, sozialer Herkunft, religiöser Überzeugung und sexueller Orientierung.“ Sabine Bömmer www.vg-dresden.de Zwei Dresdner haben nach der Wende mit genossenschaftlichen Bioläden ihren Lebenstraum verwirklicht. IM FOKUS: MUTIGE GENOSSENSCHAFTEN „Die VGVerbrauchergemeinschaft eG steht für ein gewaltfreies, demokra- tisches Miteinander und die Achtung der Menschenwürde unabhängig von Nationalität, sozialer Herkunft, religiöser Überzeugung und sexueller Orientierung.“ MUTIGE GENOSSEN- SCHAFT

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