GENiAL 6-2018

26 | GENiAL | 6-2018 M ehr als ein halbes Jahr durchgearbeitete Wochen- enden, viel Planung und vor allem tatkräftige Arbeit: Die Veckenstedter haben viel in Eigenleis- tung erbracht, um ihren Supermarkt im Ort wiederzueröffnen. „Wir konnten kein Ingenieurbüro beauftragen, das hätte zu viel Geld gekostet. Stattdessen haben wir selbst Zeichnungen angefertigt und muss- ten immer wieder neu denken“, erinnert sich Karl-Heinz Abel heute. Als die letzte Kaufhalle in dem Ort in Sachsen-Anhalt im August 2016 schloss, hatte der heutigeVor- sitzende der Landmarkt Veckenstedt eG einen Aufruf gestartet. Die Idee war, das Gebäude zu kaufen und als Genossen- schaft zu betreiben. „Es ging darum, sich gemeinsam zu beteiligen. Jeder signali- siert so, dass er Teil des Ladens ist und da auch einkauft. Das erhöht die Akzeptanz im ganzen Ort“, sagt Abel, der damit bei den Bewohnern viel Unterstützung erfuhr. Beim ersten Informationsabend ka- men 250 Menschen zusammen, die Idee gewann schnell an Fahrt. Es war auch Eile geboten, der Vorbesitzer wollte Immobilie und Grundstück verkaufen. „Im Oktober haben wir die Genossenschaft gegründet, im darauffolgenden Januar den Kaufver- trag unterschrieben“, sagt Abel, der ei- gentlich als IT-Leiter in einem Walzwerk arbeitet. Objektübergabe war im März 2017, ab da waren die Samstage mit dem Umbau verplant, ab Juli kamen auch noch die Sonntage dazu. Anders wäre eine Wiedereröffnung bis Jahresende 2017 nicht möglich gewesen. Ständig war ein Kernteam von 16 bis 17 Personen im Ein- satz. Regale aus dem bisherigen Markt konnten sie übernehmen, dazu kamen viele Bauteile aus einem ehemaligen Aldi- Markt. „Das Laufband aus der Aldi-Kasse haben wir ausgebaut und für unsere Kas- se eingebaut“, berichtet Abel von den Um- bautätigkeiten. Anfangs waren die Aktiven nicht sicher, ob sie den gesamten Laden auf Vordermann bringen könnten. Auch erst mal nur eine Teilfläche zu eröffnen war im Gespräch. Zum Glück, so berich- tet Abel, habe man sich aber für die große Variante entschieden. Die 280 Quadrat- meter Verkaufsfläche werden jetzt schon langsam zu klein. Regionale Angebote als Erfolgsfaktor Der Mut der engagierten Veckenstedter hat sich ausgezahlt. Zur Eröffnung bilde- ten sich schnell lange Schlangen. Heute ist der Markt nicht mehr wegzudenken aus dem Ort. Das einjährige Bestehen in diesen Tagen feierte der Laden mit einem großen Erfolg. Die wirtschaftlichen Planun- gen haben sie übertroffen. Anfangs mit einer Marktleiterin und drei Mitarbeitern Anpacken für den heimischen Laden Als der letzte Supermarkt im Ort schloss, haben sich die Veckenstedter zusammengetan, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Heute ist der Landmarkt Veckenstedt zentraler An- laufpunkt – inklusive Geld- und Milchautomat. gestartet, sind mittlerweile fünf Personen festangestellt. Dazu kommen mehrere Teilzeitkräfte. Grund für den Erfolg ist auch das Angebot: Hauptlieferant für die Waren des täglichen Bedarfs ist REWE, rund ein Viertel der Waren stammt aber aus der Re- gion. Dazu gehören Wurstwaren von zwei Fleischereien, Fisch aus der Teichwirt- schaft Veckenstedt, Kartoffeln von einem Hof aus dem benachbarten Schachdorf Ströbeck und Honig von zwei Imkern aus der Umgebung. Die Agrargenossenschaft Vorharz eG aus Silstedt–Benzingerode betreibt zudem einen Milchautomaten im Landmarkt. Die „Milchtankstelle“ enthält täglich frische Milch von der Frühmelkung. Eine Lotto-Annahmestelle und ein Paket- und Postdienst runden das Angebot ab, dazu gibt es einen Geldautomaten der Harzer Volksbank. Die Kreditgenossenschaft ist auch ei- ner der Unterstützer der Landmarkt Ve- ckenstedt eG. Dazu kommen zahlreiche weitere Betriebe aus der Region, von Ma- lerbetrieben und Zimmereien bis hin zu Elektrikern und Steuerbüro. Fördermittel gab es zudem in Höhe von 45.000 Euro für die bauliche Instandsetzung sowie 37.700 Euro zur Förderung von Personal- kosten. Marcel Haag Fotos: Verbrauchergenossenschaft Dresden eG, Landmarkt Veckenstedt eG,Th. Gietzeld, F. Liebe MUTIGE GENOSSEN- SCHAFT

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