GENiAL 6-2018

6-2018 | GENiAL | 25 E s waren einmal ein Bäcker, ein Maschinenbauingenieur, ein So- zialarbeiter und ein Betriebswirt. Regelmäßig trafen sich Sascha Gallo, Dominik Rödel, Andreas Lehr und Gerd Barthel im Landauer Whiskyclub und tauschten sich dort gerne über ein weiteres ge- meinsames Hobby aus: das Bierbrauen. Vor fünf Jahren beschlossen sie dann: Wir brauen gemeinsam. In der Industrieküche eines Freundes produ- zierten sie in Töpfen und Paellapfannen die ersten 400 Li- ter Bier und verteilten sie dann an Freunde und Bekannte. Doch diese wollten mehr. Viel mehr. „Da wurde uns klar: Unser Projekt wird heftiger als gedacht“, sagt Dominik Rö- del, ehemaliger Maschinenbauingenieur und heute haupt- amtlicher Produktionsleiter und ehrenamtlicher Vorstands- vorsitzender der Bierprojekt Landau eG. Von nun an dachten die Männer groß und planten mit einem Investitionsvolumen von rund 200.000 Euro. Sie machten Informationsabende und luden zu einer Genos- senschaftsgründung ein. „Wir haben einen finanzierbaren Anteil von 200 Euro festgelegt, denn wir wollten viele unserer Kunden als Mitglieder und Multiplikatoren gewin- nen“, erzählt Rödel. Der Plan ging schnell auf, heute hat die Genossenschaft rund 180 Mitglieder, und es werden immer mehr. „Das Interesse an unserem Projekt ist riesengroß, schließlich sind wir eine von nur drei regionalen Brauereien im Umkreis von 50 Kilometern“, ist der Vor- standsvorsitzende stolz. Inzwischen hat die Genossenschaft ihren Sitz in einer denkmalgeschützten Mühle und produziert vier Dauerbiere, einige sai- sonale wie auch Spezialbiere, dazu kommen noch Auftragsbiere. „Für unser Bierprojekt haben wir eigene Leitlinien entwickelt“, so Rödel. „Diese sind uns total wichtig. Wir sind bewusst eine regionale Brauerei und arbeiten ressourcenschonend. Deshalb nutzen wir nicht nur deutschen Hopfen, son- dern auch französischen. Denn dieser wächst sozusagen direkt um die Ecke bei uns, kurz hinter der französischen Grenze.“ Darüber hinaus produziert die Brauerei nur Craft-Bier: Das bedeutet Bier in kleinen Mengen und von Hand gemacht. Außerdem haben sich die vier Männer den strengsten Brauwerten ver- schrieben. „Das Reinheitsgebot ist für uns eher ein Gag der Getränkelobby“, sagt Rödel. Denn viele technischen Hilfsstoffe – von Plastik bis zur Fischgal- lenblase – müssten überhaupt nicht ausgewiesen werden. „Wir verwenden nur natürliche Stoffe und weisen alles auf den Etiketten aus. Wir achten auch auf Herkunft und Qualität. Wichtig ist uns nicht, was juristisch erlaubt oder technisch machbar ist. Wichtig ist, was der Kunde erwartet, wenn er ein ursprünglich gebrautetes Bier kauft“, so der Produktionsleiter. Wichtig ist dem Vorstand auch das Thema Solidarität: „Darauf setzten wir bei Mitglie- dern, Kunden und Mitarbeitern.“ So gibt es neben T-Shirts mit der Aufschrift „Brauereibesitzer“ und Preisermäßigungen für die Mitglieder grundsätzlich transparente Preise, eine transparente Produktion und faire Arbeitsbedin- gungen. Im laufenden Weihnachtsgeschäft produziert die Brauerei seit Oktober bis zu 6.000 Liter Bier monatlich. Darüber hinaus bietet die Brauerei regel- mäßig Kurse der besonderen Art ein: Neben Workshops für das Heimbrau- en können auch Sensorik-Kurse gebucht werden, die auf ungewöhnliche Weise Sehen, Schmecken und Riechen trainieren. Sabine Bömmer www.bierprojekt-landau.de Bierprojekt Landau: Da braut sichwas zusammen! Vier mutige Hobby-Brauer haben in Landau eine Genossenschaft gegründet. Ihr Bier-Projekt ist ungewöhnlich und sehr erfolgreich. Die vier Bierbrauer Barthel, Rödel, Gallo und Lehr. IM FOKUS: MUTIGE GENOSSENSCHAFTEN MUTIGE GENOSSEN- SCHAFT

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=