GENiAL 6-2018

24 | GENiAL | 6-2018 V or drei Jahren ist die Idee ent- standen. Mit der Gründung ei- ner Breitbandgenossenschaft finden die Gemeinden im Kreis Paderborn 2017 schnell den gemeinsa- men Weg beim Ausbau von schnellem Internet. „Wir haben viel erreicht“, sagt Vorstandsmitglied Annette Mühlenhoff, gleichzeitig auch Dezernentin der Wirt- schaftsförderung Paderborn. Seit der Genossenschaftsgründung sprechen nun neun Kom- munen im Kreis Paderborn mit einer Stimme und ver- treten gemeinsam ihre Interessen bei der Digitali- sierung des ländlichen Rau- mes. Und auch die zehnte Gemeinde steht schon in den Startlöchern. Im Oktober 2017 hat der Kreis Paderborn diese deutschlandweit einmalige Genossenschaft gegründet. Ziel ist es, das Zugpferd beim Ausbau für schnelle Glasfaserleitungen bis an jedes Haus zu werden. Eine Genossenschaft, die zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, bei der aber auch Bürger Anteile erwerben können. Die Gründungsphase dauerte: Erst mussten sich die Kommunen mit der genossenschaftlichen Rechtsform ausein- andersetzen, dann arbeiteten sie intensiv von 2015 bis 2017 an der Satzung. Im Ok- Breitbandgenossenschaft OWL bringt Bewegung in denMarkt Am Anfang stand die Idee. Dann begann ein langer und herausfordernder Weg bis zur Grün- dung der Breitbandgenossenschaft Ostwestfalen-Lippe (OWL). Und die Genossenschaft hat schon viel erreicht … Ziehen in puncto Breitband gemeinsam an einem Strang: neun Kommunen im Kreis Paderborn. tober wurde dann die Genossenschaft aus der Taufe gehoben. Und dann war da noch die Kommunalaufsicht, die das neue Kon- strukt erst nach langen Diskussionen und Beratungen genehmigt hat. Hauptziel der Breitbandgenossen- schaft OWL ist die Sicherung der digitalen Teilhabe durch gleiche und hohe Datenge- schwindigkeiten für möglichst alle Men- schen in der Region, und das auf Glasfa- serbasis. Denn Glasfasernet- ze gelten als wichti- ger Standortfaktor, der Wachstum, Beschäfti- gung und die Entwick- lung zu einer digitalen Gesellschaft ermöglicht. „Die Telekommunikati- onsunternehmen haben vor unserer Genossen- schaftsgründung keinen Handlungsbedarf in un- serer Region gesehen. Bei den großen Distanzen und wenigen potenziellen Kunden war es für sie nicht lukrativ genug.“, erklärt Vorstandsmitglied Mühlenhoff. So waren nur 69 Prozent der Firmen und Haushalte im Kreis Pa- derborn mit Bandbreiten bis 50 Megabits versorgt. Mühlenhoff:„Da machte es aus unserer Sicht Sinn, den Breitbandausbau mit Glasfasernetzen selbst voranzutreiben und die neu geschaffene Infrastruktur ge- bündelt zu vermarkten und zu verwalten.“ Das Geld für die Investitionen ins Glasfasernetz sollte über die NRW-Bank oder die Hausbanken der Kommunen be- reitgestellt und erst für konkrete Projek- tierungen fällig werden. Doch diese Pro- jektierungen sind nun nicht mehr nötig: „Wir haben mit unserer Genossenschafts- gründung Aufmerksamkeit erregt und dadurch für Bewegung auf dem Markt gesorgt“, betont Mühlenhoff. So engagie- ren sich nun mehrere Telekommunikati- onsunternehmen im Kreisgebiet, um den Haushalten und Firmen schnelles Internet einzurichten, allerdings zum großen Teil auf der Basis veralteter Vectoringtechnik. Umso glücklicher sei die Genossenschaft, dass nun zumindest ein Unternehmen in die Glasfasertechnik im Kreis investiere. Nur diese ermögliche auch in fünf Jahren noch zukunftsfähiges schnelles Internet im Gigabit-Bereich. „Als kommunale Ge- nossenschaft wollen wir nicht mehr als notwendig in das bauliche Marktgesche- hen eingreifen“, so die Dezernentin. Und sie ergänzt kämpferisch: „Aber wenn es sein müsste: Wir können jederzeit selbst loslegen. Sobald wir merken, dass die Menschen bei uns digital abgehängt wer- den, schaffen wir die Infrastruktur selbst.“ Yvonne Reissig Fotos: Breitbandgenossenschaft OWL eG, Daniel Scherer/Bierprojekt Landau eG MUTIGE GENOSSEN- SCHAFT

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