GENiAL 6-2018

6-2018 | GENiAL | 23 „Ichwollte unbedingtKaffeejungewerden“ IM FOKUS: MUTIGE GENOSSENSCHAFTEN D as ist mein Weg“, entschied Jens Klein vor fünf Jahren. Schon als Jugend- licher war der heute 32-Jährige von der Idee des fairen Handels überzeugt. Deshalb kündigte er 2013 mutig seinen Job als Lo- kalredakteur in Freiburg und ging auf eine viermonatige Orientie- rungsreise nach Nicaragua. Nach dem Besuch mehrerer Kaffee-Fincas und vie- len Gesprächen mit Kaffeebauern stand für ihn fest: Ich werde Kaffee-Junge (ni- caraguanisch: chavalo) und importiere zu- künftig fair gehandelten Bio-Kaffee. Sein Unternehmen Café Chavalo wandelte er im letzten Jahr in eine Genossenschaft um. Das ist für ihn nur konsequent: „Fair- ness in der Wirtschaft und die Rechtsform der Genossenschaft passen wie die Faust aufs Auge zusammen.“ Der ausgebildete Kaufmann, Geograf und Medienwissenschaftler ist zufrieden: Die Genossenschaft hat sich gut entwi- ckelt. Kunden sind bundesweit vor al- lem Welt- und Bio-Läden, aber auch der Lebensmitteleinzelhandel. Die Genos- senschaft hat inzwischen 20 Mitglieder, darunter Privatpersonen und Kaffeeröste- reien. Besonders stolz ist Klein, dass auch die mittelamerikanische Kooperative, aus der er Kaffee und Gewürze wie Ingwer und Kurkuma bezieht, Mitglied bei ihm ist. Mit der Kaffeekooperative und ihren 600 Bauern hat er feste Verträge, in diesem Jahr unter anderem über 16 Tonnen besten Arabica-Roh- kaffee. „Es gibt keine Zwischen- händler, deshalb können wir den Kaffeebauern vernünftige Preise über Weltmarktniveau zahlen“, so Klein. Seine Kaffeepreise setzen sich aus einem Mindest- preis sowie einer ökologischen und einer sozialen Prämie zusam- men. „Damit honorieren wir den biologi- schen Anbau und machen es der Koopera- tive möglich, die Gesundheitsversorgung oder Schulbildung der Bauernfamilien zu fördern“, sagt der Geschäftsführer. Denn leider sei Kaffee ein inzwischen an der Börse gehandeltes Spekulationsobjekt mit Preisen, die längst nicht mehr die Pro- duktionskosten der Kaffeebauern decken könnten. Darüber und über fairen Handel hält er auch bundesweit Vorträge. Künftig will Klein seine Produktpa- lette noch ausweiten: Neue Gewürze, aber auch Erdnüsse sollen dazukommen. Auch über nachhaltige Transportwege macht sich Klein Gedanken. „Container- schiffe mit ihrer Umweltverschmutzung und elenden Arbeitsbedingungen sind auf Dauer nicht tragbar“, ist er überzeugt. Frachtsegler zeigen, dass es auch anders gehen könnte. So hat er in diesem Jahr schon einen Teil seines Kaffees nachhaltig mit einem Frachtsegler namens Avontuur von Mittelamerika nach Hamburg trans- portieren lassen. Klein: „Diesen emissi- onsarmen Transportweg wollen wir weiter ausbauen.“ Sabine Bömmer www.cafe-chavalo.de Jens Klein setzt sich mit seiner Genossenschaft für fairen Handel ein und verkauft Kaffee, Kakao und Gewürze aus Nicaragua. Fotos. Café Chavalo

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