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Im Fokus: Sichere Versorgung mit Genossenschaften | Veröffentlicht am 13.05.2022

„Realitätsferne landwirtschaftliche Programme“

Geschäftsführer Matthias Itzerott von der Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen eG kritisiert die deutsche Agrarpolitik.

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der russischen Armee auf die Ukraine hat – neben dem großen menschlichen Leid –massive negative Folgen für die Welternährungslage. Die Landwirtschaft, speziell das Thema Ernährungs- und Versorgungssicherheit, rückt daher verstärkt in den Fokus. Das gilt auch für landwirtschaftliche Genossenschaften wie die Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen eG.

Von „Problemen bei der Beschaffung von Düngemitteln“ berichtet jedenfalls Geschäftsführer Matthias Itzerott auf Anfrage von GENiAL. Bereits nach wenigen Wochen sei „generell die Versorgungslage mit Betriebsmitteln und Ersatzteilen – vorsichtig formuliert – unklar“. Für neue Maschinen gebe es lange Lieferzeiten.
„Die Agrar- und Ernährungswirtschaft erlebt eine Zeitenwende“, bringt es Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), auf den Punkt. „Der Krieg gegen die Ukraine muss zu einer deutlichen Neujustierung der Agrarpolitik führen.“ Ob unter diesen Vorzeichen die Agrarpolitik der neuen Ampel-Regierung zu halten ist, wird sich zeigen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der sich als „oberster Anwalt der Landwirtinnen und Landwirte“ versteht, betonte bei seinem Amtsantritt: „Die Betriebe brauchen eine klare wirtschaftliche und nachhaltige Perspektive.“

Diese hat sich inzwischen eingetrübt. Denn die Landwirtschaft, aber auch die gesamte Lebensmittelkette „ist mit massiven Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Kraftstoff, Düngemittel und Logistikproblemen konfrontiert“, erklärt der Deutsche Bauernverband im Vorfeld der Frühjahrs-Agrarministerkonferenz 2022 und fordert unter anderem „das Grundgesetz um die Staatsziele Ernährungssicherung und Klimaschutz zu ergänzen“.
Stichwort Ernährungssicherheit: Von der Option im EU-Recht, die landwirtschaftliche Nutzung von Umweltschutzflächen zu ermöglichen, hält Özdemir eher weniger. In Deutschland sollen ökologische Vorrangflächen nur eingeschränkt genutzt werden.

Preise ziehen an
Offen für neue Wege ist Matthias Itzerott: „Wenn wir an den realitätsfernen Programmen weiter stur festhalten, ist die Versorgungssicherheit auch hier bei uns gefährdet. Wobei ich klar zum Ausdruck bringen möchte, dass wir den Klimaschutz dabei nicht aus den Augen lassen dürfen. Hierfür machen wir vor Ort schon viel mehr, als bekannt ist.“ Als Beispiele nennt er unter anderem die Veränderung von Fruchtfolgen, den bedarfsgerechten Einsatz von Dünger, von Pflanzenschutz nach Schadschwellen, von Biogas aus Reststoffen.

„Erhebliche Preissteigerungen in allen Bereichen“ ist eine weitere, durch den Krieg verschärfte Herausforderung, die auch die Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen zunehmend beschäftigt. So haben sich seit Anfang 2020 die globalen Preise für Stickstoffdünger vervierfacht. Und das wird wohl für längere Zeit so bleiben, glauben Analysten. Was Matthias Itzerott besonders schmerzt: Viele Preissteigerungen für Rohstoffe könnten durch bestehende Kontrakte nicht an Dritte (Handel, Molkereien) weitergegeben werden. In anderen Fällen sei der Preis eher zweitrangig – vor allem dann, wenn das Produkt nicht beziehungsweise nur schwer verfügbar ist. Itzerott: „Im Moment zehren wir von Beständen. Wenn die leer sind, wird es eng.“ Die Frage, ob er mit weiteren Preissteigerungen in der Produktion und für Grundnahrungsmittel rechnet, beantwortet er mit einem klaren „Ja“.

Angesichts dieser Entwicklungen ist die Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen nicht untätig geblieben. Um den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges zu entgegnen, führt der Geschäftsführer viele Gespräche mit Handelspartnern, ob Preiserhöhungen für Erzeugnisse möglich sind. Weitere Maßnahmen sind für ihn, die Fruchtfolgen umzustellen und den Einsatz von Betriebsmitteln zu optimieren. Auch den ukrainischen Flüchtlingen hilft die Genossenschaft. Neben Spenden stellt sie ihnen bei Bedarf Wohnungen aus dem eigenen Bestand zur Verfügung.
Itzerott appelliert an den Genossenschaftsverband und den DRV, sich weiter politisch für die Themen Senkung der Energiekosten oder den Ausgleich der Mehraufwendungen, eine Verschiebung der GAP-Reform, die Aussetzung der Stilllegung von Ackerflächen sowie die Unterstützung für erneuerbare Energien einzusetzen. Der Geschäftsführer betont: „Insgesamt muss man den Fokus auf Versorgungssicherheit und nachhaltige regionale Erzeugung von Lebensmitteln und Energie legen“. Schließlich kämen in Zukunft weitere Herausforderungen auf die Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen hinzu, insbesondere die Erhöhung des Mindestlohnes voraussichtlich ab Herbst 2022 auf 12 Euro und die GAP-Reform ab 2023 mit deutlich geringeren Zahlungen für die Betriebe. „Da kommt schnell mal eine halbe Million Euro zusammen, die wir einfach mal so verkraften müssen“, erläutert Geschäftsführer Matthias Itzerott. Und abschließend: „Wir sind ein breit aufgestelltes Unternehmen, suchen aber weiter nach Einkommensquellen.“

Hans-Peter Leimbach

Die Agrargenossenschaft Altenburger Land Dobitschen eG

Der Betrieb baut Getreide, Zuckerrüben, Raps, Ackerfutter und Kartoffeln an. Ein weiterer Zweig ist die Kuh- und Ziegenmilchproduktion. Mit der Haltung von zirka 2.000 Milchziegen ist die Genossenschaft einer der größten Erzeuger von Ziegenmilch in Deutschland. Diese Milch wird in der Käserei „Altenburger Land“ zu Weichkäse verarbeitet. Darüber hinaus wird – vorwiegend aus Stallmist, Gülle und anderen nicht essbaren Nebenprodukten – Strom und Nutzwärme in einer Biogasanlage erzeugt. Die Genossenschaft hat 40 Mitarbeiter*innen und bewirtschaftet 1.000 Hektar Ackerland.


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