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Im Fokus: Sichere Versorgung mit Genossenschaften | Veröffentlicht am 13.05.2022

Der Krieg gegen die Ukraine wird die weltweite Ernährungslage verschlimmern

Die Präsidentin der Welthungerhilfe Marlehn Thieme schreibt in GENiAL zu den Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ernährungslage in der Welt.

Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.

Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe.

Ukraine – die Kornkammer Europas ist durch den Krieg von Hunger bedroht. Dort wie auch in den Flüchtlingsregionen sind Menschen auf Not- und Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Menschen in den Ländern des Globalen Südens werden durch die gravierenden Engpässe auf dem Weltmarkt und explodierende Nahrungsmittelpreise davon sehr schnell betroffen sein.
Der Grund: Russland und die Ukraine gehören zu den weltweit größten Getreide-Exporteuren, auf die beiden Länder zusammen entfallen etwa 20 Prozent der weltweiten Mais- und rund 30 Prozent der Weizenexporte. Die mit dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegenüber Russland einhergehende Beeinträchtigung des Welthandels trifft vor allem Länder im Nahen Osten, aber auch auf unserem Nachbarkontinent Afrika, der rund 30 Prozent der Weizenimporte aus den Kriegsländern bezieht. Ruanda, Tansania, Senegal, die Republik Kongo oder Somalia bekommen mehr als 50 Prozent ihrer Weizenimporte aus den beiden Ländern. Aber auch asiatische Länder melden erste Schwierigkeiten. In Bangladesch sind die Preise für Weizen, Bohnen, Linsen und andere Grundnahrungsmittel in den letzten Wochen um bis zu 40 Prozent gestiegen. Schiffsladungen mit Weizen und Öl Richtung Bangladesch konnten nicht auf den Weg gebracht werden.

Auch andere Projektländer der Welthungerhilfe melden steigende Preise für Grundnahrungsmittel. Dies ist besonders hart für Millionen Menschen, die von rund 3 Dollar pro Tag leben müssen. Jede kleinste Verteuerung hat enorme Auswirkungen. Vor allem weil die Menschen in vielen ärmeren Ländern zwischen 50 und 70 Prozent ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, während es in Europa oft nur 20 Prozent sind. Die Folge: Familien verzichten auf Mahlzeiten oder ersetzen gesunde, teurere Nahrung durch preiswertere Kost, die satt macht, aber kaum Nährstoffe enthält. Dies führt zu einer weiteren Mangel- und Fehlernährung. Betroffen sind davon besonders Kinder und Frauen, die ohnehin stark unter Unterernährung leiden.Putins Krieg führt damit zu Menschenrechtsverletzungen nicht nur im Krisengebiet, sondern auch weltweit: Er bedroht das Menschenrecht auf angemessene Ernährung für Millionen Menschen in fahrlässiger Weise.

Die globalen Nahrungsmittelpreise waren schon vor dem Ausbruch des Krieges auf Rekordkurs. Die Corona-Pandemie mit Einkommensverlusten und gestörten Lieferketten, Wetterextreme und Ernteausfälle aufgrund des Klimawandels sowie hohe Preise für Energie, Düngemittel und Transport haben die Ernährungslage für Millionen Menschen verschärft. Die Zahl der hungernden Menschen erhöhte sich auf weltweit bis zu 811 Millionen Menschen. Weitere Preisanstiege werden den Hunger weltweit erheblich verstärken. Die Prognosen der Vereinten Nationen gehen von 8 bis 13 Millionen mehr Hungernden weltweit aus. Dem Welternährungsprogramm fehlen schon jetzt durch den Krieg zirka 30 Millionen Tonnen Weizen und Mais. Der Preisanstieg bei den Fracht- und Transportkosten führt dazu, dass für Hungerkrisen wie im Jemen oder Somalia die finanziellen Mittel fehlen und auch hier Rationen gekürzt werden müssen.

Betroffene Länder müssen sofort reagieren, auch wenn ihre Optionen begrenzt sind. Sie können ihre Lagerbestände durch Importe aus anderen Ländern, zum Beispiel Aus-tralien, erhöhen und die Importkosten durch Verzicht auf Zölle senken. Sie können im Notfall Nahrungsmittel subventionieren und soziale Unterstützung gewähren. Dies geschieht bereits in Bangladesch, wo die Regierung vergünstige Grundnahrungsmittel in der Hauptstadt an Bedürftige verkauft. Auch in Westafrika haben die ersten Länder reagiert. Im Senegal wurden umgerechnet 76,2 Millionen Euro mobilisiert, um die lokalen Reisbauern zu subventionieren. Außerdem wurden die Preise für Öl, Zucker und einige Reissorten gesenkt. In der Elfenbeinküste wurden Preisobergrenzen für viele Grundnahrungsmittel eingeführt.

Ob solche Maßnahmen reichen werden, um Unterernährung und Hunger zu vermeiden, ist derzeit noch zu unsicher. Daher gilt es auch für die Industrienationen, nicht nur in der Kriegsregion die humanitäre Lage zu adressieren, sondern auch die globalen Folgen abzumildern. Länder wie Deutschland sind gefordert, ihre Unterstützung für Hungerbekämpfung sofort auszubauen und gerade jetzt die ländliche Entwicklung verstärkt zu fördern. Denn können die Felder aufgrund des Krieges nicht bestellt werden, wird in Europas Kornkammer nichts geerntet werden können. Umso mehr gilt es, in die Landwirtschaft in ernährungsunsicheren Regionen zu investieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Hier müssen auch die Länder des Globalen Südens ihre Hausaufgaben machen. Investitionen in die ländlichen Räume, in Infrastruktur wie Straßen und Bewässerungssysteme müssen ebenso ausgebaut werden wie der Aufbau von lokalen und regionalen Vermarktungszentren. Die gestiegenen Nahrungsmittelpreise zeigen auch, dass wir langfristig die Fleischproduktion senken müssen. Zu viel Getreide wird als Viehfutter statt direkt für Brot, Nudeln oder andere Lebensmittel genutzt.
Marlehn Thieme,
Präsidentin der Welthungerhilfe


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