Gremienräume

Unsere Gremienräume sind ein geschlossener Bereich, in dem wir für unsere Gremienmitglieder Unterlagen der Gremien – Verbandstag, Verbandsrat, Regionaltage, Mitgliederversammlungen, Fachräte und Arbeitsausschüsse – zur Verfügung stellen. Des Weiteren findet sich hier der Zugang zur Arbeitsgruppe des Nachhaltigkeitsrats.

Zu den Gremienräumen

Mitgliederportal

Für die Fachvereinigungen:

  • Agrar
  • Gewerbe
  • Landwirtschaft
  • Energie, Immobilien und Versorgung

Unser Mitgliederportal ist ein geschlossener Bereich, in dem der Genossenschaftsverband den Mitgliedern der Fachvereinigungen Agrar, Gewerbe, Landwirtschaft sowie Energie, Immobilien und Versorgung Informationen und Anwendungen zur Verfügung stellt.

Zum Mitgliederportal

Mitgliederbereich

Für die Fachvereinigung:

  • Kredit

Der Mitgliederbereich für die Fachvereinigung Banken ist ein exklusiver Service für unsere Genossenschaftsbanken.

Das Magazin für das
genossenschaftliche Netzwerk

In Kürze | Veröffentlicht am 28.10.2021

„Es sieht hier aus wie nach dem Kosovo-Krieg“

Ein Großteil der Winzerbetriebe und Rebflächen an der Ahr ist von der Hochwasserkatastrophe am 14. Juli zerstört worden: Viele Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. GENiAL sprach in der ersten Augustwoche mit Matthias Baltes, Vorstand und Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, über die Lage vor Ort.

Es sieht hier aus wie nach dem Kosovo-Krieg“, sagt Matthias Baltes, Chef der ältesten Winzergenossenschaft in Mayschoß, die vor allem Rotweine produziert. Das Unternehmen hat seinen Sitz mitten im Flutkatastrophengebiet, dem Ahrtal, mit Standorten in Mayschoß, Altenahr und Walporzheim. Drei Wochen nach der Flutkatastrophe wirkt der Geschäftsführer immer noch stark mitgenommen. „Alles hier ist kaputt“, sagt er. „Straßen, Gebäude, Landschaften.“ Und das schlimmste für ihn ist: „Viele Menschen sind gestorben, viele werden immer noch vermisst. Ob sie von der gigantischen Hochwasser-Druckwelle mitgerissen wurden oder noch irgendwo unter den Trümmern liegen: Wir wissen es nicht.“

Fast alle Einwohner des Ahrtals leben vom Wein und vom Tourismus. Viele haben durch das Hochwasser ihre Existenzen verloren. Auch die Winzergenossenschaft, ihre Mitarbeiter*innen und die 460 Winzer-Mitgliedsbetriebe, davon 250, die bei der Genossenschaft Trauben anliefern, hat es hart getroffen. „75 Prozent von ihnen hat die Flut Häuser und Wirtschaftsgebäude, Maschinen, Geräte wie auch Rebflächen weggerissen. Unsere drei Verkaufsstellen sind zerstört, ebenso das Verwaltungsgebäude und die beiden Restaurants“, listet Baltes auf. „Unsere Mitarbeiter*innen sind unversehrt geblieben, müssen sich nun aber um ihre Familien und zerstörten Häuser kümmern, wir arbeiten mit kleiner Notbesetzung.“

200 Weinfässer aus den Lesen seit 2018 waren in den Gebäuden und Kellern gelagert, außerdem rund 1,6 Millionen Flaschen mit Rotwein, Weißwein und Sekt. Was und wie viel davon übrig geblieben ist? Baltes weiß es noch nicht. „Zig Weinpaletten schwimmen jetzt wohl durch die Nordsee“, fürchtet er. Große Sorge machen ihm auch die Weinfässer, die irgendwo unter den Schlammlawinen, einem Gemisch aus Müll, Heizöl und Abwässern, liegen. „Keine Ahnung, wie viele davon noch da sind und unbeschädigt geblieben sind.“ Weinflaschen und Fässer müssen nun erst gesucht, händisch geborgen, vom Schlamm befreit und auf ihre Qualität geprüft werden. „Das wird Monate dauern“, schätzt Baltes.

Mitgerissen von den Fluten wurden neben der kompletten Infrastruktur auch viele Rebflächen entlang der Ahr. Die Winzerbetriebe der Genossenschaften bewirtschaften 150 Hektar Rebfläche, 15 Prozent sind Wasser und Schlamm zum Opfer gefallen. „Eine volle Ernte können wir dieses Jahr vergessen“, sagt Baltes, dessen Genossenschaft im Schnitt 1,2 Millionen Liter Wein, vor allem Rotwein wie Spätburgunder, aber auch zu 25 Prozent Weißwein produziert.

Bei allem Unglück hat die Winzergenossenschaft noch ein wenig Glück gehabt: „60 Prozent unserer Rebflächen liegen in den Steillagen des Ahrtals. Da ist die Flutwelle nicht hingekommen.“ Baltes oberste Priorität ist es nun, die Ernte, die ab September beginnt, zu retten: „Sonst sind die Verluste noch größer.“ Er ist sich sicher: „Das schaffen wir!“, und lobt die Solidarität und die Tatkraft der Bürger*innen im Ahrtal. „Alle Winzer*innen des Ahrtals packen ebenfalls mit an, stellen uns ihre Arbeitskraft, Maschinen und Geräte zur Verfügung.“ Auch von außen erreichen immer mehr Helfer*innen das Katastrophengebiet. Alle Kraft setzt Baltes deshalb daran, die elektronische Traubenpresse in Mayschoß wieder in Gang zu setzen, die durch das Wasser funktionsuntüchtig geworden ist. „Das müssen wir unbedingt bis zur Lese schaffen“, sagt er.

Ist die Genossenschaft eigentlich von irgendeiner offiziellen Stelle vor dem Hochwasser gewarnt worden? „Uns hat niemand aktiv informiert“, sagt Baltes. Die Genossenschaft hatte schon Erfahrungen mit dem Hochwasser im Jahr 2016. Er habe deshalb schon Tage zuvor den Deutschen Wetterdienst verfolgt, der Starkregen mit Überschwemmungen vorhergesagt habe, und für seine Winzergenossenschaft Vorsorge getroffen. „Wir haben uns auf einen Wasserpegel von knapp vier Metern vorbereitet“, sagt er. „Doch mit dieser riesigen Druckwelle von neun Metern, die sich nachts innerhalb einer Stunde aufgebaut hatte, haben wir nicht gerechnet.“


Sabine Bömmer

Neues aus dem Ahrtal
Die durch die Flutwelle im Juli beschädigte Traubenannahmestation der Winzergenossenschaft konnte rechtzeitig zur Weinlese ab dem 17. September repariert werden. Geschäftsführer Matthias Baltes rechnet unter anderem durch die Wetterkatastrophe, aber auch durch Pilzkrankheiten mit einem Ernteausfall von insgesamt 35 bis 40 Prozent. Die positive Nachricht in diesem
Zusammenhang: Für die Lese standen ausreichend freiwillige Erntehelfer*innen zur Verfügung.

Spendenaktion für das Ahrtal
Wie viele andere Winzerbetriebe beteiligt sich auch die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr an der Spendenaktion mit Flutwein. So können gemischte „Hochwasser Schlammweinpakete“ mit sechs Flaschen Wein bei der Genossenschaft per E-Mail an bestellt werden. Der Versand dauert vier bis sechs Wochen. Zahlungen gehen bitte per Vorkasse an: Volksbank RheinAhrEifel BIC GENODED1BNA,
IBAN DE19 5776 1591 0550 0821 01, WG Mayschoß-Altenahr, Stichwort: Hochwasserpaket

Bildqualität: Alle Fotos wurden mit dem Handy aufgenommen und nach Wiederherstellung des Mobilfunknetzes später per Whatsapp an die Redaktion geschickt.


Das könnte Sie auch interessieren!