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Aus den Regionen | Veröffentlicht am 15.12.2022

Grenzenlos gut

Ihr Name ist Programm: Die CHANCEN eG vergibt sie gleich tausendfach. Mit dem Umgekehrten Generationenvertrag ermöglicht die Genossenschaft jungen Menschen unabhängig vom Geldbeutel Studium oder Ausbildung. Das Finanzierungs- ist längst auch erfolgreiches Exportmodell.

Große Freude über den geschafften Abschluss: die Absolventinnen des Davis College bei der Graduiertenfeier im September 2022.

Große Freude über den geschafften Abschluss: die Absolventinnen des Davis College bei der Graduiertenfeier im September 2022.

Erst studieren, später zahlen: Von diesem Motto profitieren nicht nur in Deutschland viele junge Menschen. Denn der Umgekehrte Generationenvertrag (UGV, siehe Kasten) der CHANCEN eG zieht auch international immer größere Kreise. 2018 hat die Genossenschaft ihre Tochtergesellschaft CHANCEN International gGmbH (CI) gegründet – und bietet das erfolgreiche Solidarmodell seither auch in Ruanda an. Nachdem die Corona-Pandemie den Auftakt in dem ostafrikanischen Land und die Ausweitung auf weitere Staaten zunächst ausgebremst hatte, ist das Modell mittlerweile richtig durchgestartet.

In Ruanda, wo Bildung für viele junge Menschen oft unerschwinglich ist, sind 1.700 Studierende unter UGV-Vertrag, 1.000 haben schon ihren Abschluss in der Tasche. Mehr als 75 Prozent von ihnen sind Frauen, 45 Prozent der Studierenden stammen aus ländlichen Gebieten. „Dies hängt zum einen damit zusammen, dass das erste College, mit dem wir eine Zusammenarbeit gestartet haben, ausschließlich Frauen aufnimmt. Zum anderen wollen wir generell jene jungen Menschen erreichen, die aus unterprivilegierten Schichten kommen und aufgrund fehlender Finanzen keinen Zugang zu Bildung haben,“ sagt Florian Kollewijn, gemeinsam mit Olaf Lampson Mitgründer und Vorstand der CHANCEN eG. Beide haben einst ihr Studium an der Uni Witten/Herdecke mithilfe eines UGV finanziert.

Wichtiger Wendepunkt
Im Mai dieses Jahres hat die CHANCEN International gGmbH nun die erste Finanzierungsrunde für Bildungsfinanzierung in Afrika mit dem 21 Millionen US-Dollar schweren „Future of Work Fund“ erfolgreich abgeschlossen. Der Fonds wird nicht nur Studiengebühren für 10.000 benachteiligte Jugendliche in Ruanda finanzieren, sondern soll in Zukunft auch auf weitere afrikanische Staaten ausgeweitet werden.

„Unsere Vision ist es, mit unserem Konzept des UGV ein faires und ethisches Finanzprodukt anzubieten, das Studierenden den Zugang zu einer hochwertigen Ausbildung ermöglicht“, betont Batya Blankers. Nach Angaben der Mitbegründerin und CI-Geschäftsführerin, die ebenfalls an der Uni Witten/Hedecke studiert und dort den UGV genutzt hatte, bewerten Income Share Agreements (so der englische Begriff für den UGV) das künftige Potenzial einer Person hinsichtlich ihres Einkommens. „Das ist anders als bei traditionellen Bildungskrediten, die den Fokus auf das aktuelle Vermögen legen. Diese traditionelle Sichtweise versperrt vielen Studierenden den Zugang zu Finanzprodukten und verhindert somit bessere Bildung in Afrika,“ so Batya Blankers.
Die Gründung des „Future of Work Fund“ (FWF) wurde 2021 dank einer Anker-Investition der Schweizer UBS Optimus Foundation möglich. Über den FWF können qualitativ hochwertige Bildungseinrichtungen wie etwa Universitäten für jeden Studierenden, den sie aufnehmen, eine Finanzierung erhalten. Der FWF hat inzwischen weitere Investitionszusagen erhalten, so auch von der deutschen Klett Group. Für Nathalie Munyampenda, Chief Executive Officer des Kepler College, eines Bildungspartners des „Future of Work Fund“, ist der FWF „ein Wendepunkt in der Studienfinanzierung in Afrika, denn er ermöglicht es uns, mehr talentierte Jugendliche zu erreichen, die sonst nicht in der Lage wären, die Ausbildung zu erhalten. Angesichts der hohen Beschäftigungszahlen von Kepler-Absolvent*innen ist es klar, dass die Investition in diese Studierenden eine gute Investition ist.“

Spannende Neuerungen
Ein weiterer UGV-Pilot wurde mittlerweile in Südafrika gestartet. „Hier arbeiten wir mit einem lokalen Partner zusammen, der dort über langjährige Erfahrungen verfügt“, erläutert Florian Kollewijn. Nach Angaben des Vorstands der CHANCEN eG könne man so testen, ob sich das UGV-Modell auch auf andere Staaten ausweiten lässt: „Denn wir sehen schon jetzt, dass jedes Land anders ist.“ Und nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa setzt die CHANCEN eG auf weiteres Wachstum. Nach dem Start in Litauen 2019 übernimmt die Bildungsgenossenschaft mittlerweile auch in der Slowakei, in Rumänien, Bulgarien und Tschechien die Finanzierung der Studiengebühren für Medizin- und Zahnmedizinstudent*innen. Dazu arbeitet sie mit 30 verschiedenen Universitäten in Osteuropa zusammen.

Eine zusätzliche Neuerung hat die CHANCEN eG 2021 auf den Weg gebracht: die Finanzierung von Lebenshaltungskosten für Student*innen an staatlichen Hochschulen. Sie beträgt bis zu 1.000 Euro im Monat und kann flexibel gestaltet werden. Die Rückzahlung beginnt wie beim UGV mit dem Eintritt ins Berufsleben. Das nachhaltige Modell kommt gerade ans Rollen, aktuell wird eine zweistellige Anzahl von Studierenden unterstützt. „Derzeit sind wir noch in der konkreten Produktentwicklung“, so Florian Kollewijn. Dies betreffe ebenso einen mit Spenden ausgestatteten Topf, den die Genossenschaft aufbauen möchte, um damit geflüchtete Menschen – aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern – einfach und direkt unterstützen zu können: „Dazu sprechen wir gerade mit großen Corporates.“

Der Vorstand und das gesamte Team der CHANCEN eG freuen sich besonders darüber, dass 2021 erstmals ein Überschuss von rund 40.000 Euro erzielt werden konnte. „Dies ist ein zunächst kleiner, aber enorm wichtiger Schritt. Denn er zeigt, dass wir uns planmäßig entwickeln und dass das System greift“, unterstreicht der Vorstand.Anja Scheve


chancen-eg.de/

Der UGV
Hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich der Umgekehrte Generationenvertrag. Mit diesem solidarischen Finanzierungsmodell ist es möglich, nach monatlichen Auszahlungen während des Studiums erst nach dem Start ins Berufsleben und jeweils einkommensabhängig mit der Rückzahlung zu starten – und somit wieder das Studium der nächsten Generation mitzufinanzieren. Verdient jemand weniger als 27.000 Euro brutto im Jahr, beispielsweise wegen einer Familienpause, setzt die Rückzahlung zunächst aus und wird hinten angehängt.
Auf den Weg gebracht hat den UGV die StudierendenGesellschaft der Universität Witten/Herdecke: 1995, als die Privatuni Studiengebühren einführte, wollten die Studierenden damit eine sozialverträgliche Finanzierung des Studiums ermöglichen. Die 2016 gegründete CHANCEN eG bietet das Modell seither bundesweit sowie mittlerweile auch in anderen europäischen und afrikanischen Ländern an.


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