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Zum Mitgliederportal© Friedhofsgärtner eG Dortmund
Die Friedhofsgärtner eG in Dortmund kümmert sich seit 1957 nicht nur um Tausende Gräber, sondern ist auch Treuhandstelle für Dauergrabpflege sowie Anlaufstelle für Human- und Tierbestattungen.
Wer etwas über Gräber, Grün und generelle Gepflogenheiten auf Friedhöfen erfahren möchte, der ist bei Martin Struck an der richtigen Adresse. Denn „Am Gottesacker“ liegt nicht nur das Büro des Geschäftsführers der Friedhofsgärtner Dortmund eG. Hier beginnt unsere motorisierte Tour über den Dortmunder Hauptfriedhof – und damit in die Vergangenheit und die Gegenwart der Genossenschaft. „Dieses Auto verdeutlicht unsere Philosophie: Alles muss gut gepflegt werden“, sagt Martin Struck und startet seinen Dienstwagen, der schon mehr als 460.000 Kilometer auf dem Tacho hat.
Mit dem Auto über den Gottesacker? Wer sich die Ausmaße von Dortmunds größter Grünfläche vergegenwärtigt, wird es verstehen: Denn mit seinen zirka 120 Hektar – also mehr als 168 Fußballfeldern – ist der 1921 eröffnete Hauptfriedhof im Ortsteil Brackel einer der größten in Deutschland. Los geht unsere Reise in die Geschichte(n) des komplett unter Denkmalschutz stehenden Zentralfriedhofs am Haupteingang. Dort befindet sich das Krematorium mit drei Öfen. Dass mittlerweile 80 Prozent der Bestattungen per Urne erfolgen und nur noch 20 Prozent im Sarg, ist ein deutschlandweiter Trend. Doch nicht nur das: „Diese massive Verschiebung der Zahlen, die früher genau umgekehrt waren, hat auch uns als Genossenschaft getroffen“, sagt Martin Struck. Einst hatten die 30 Mitgliedsbetriebe 25.000 Gräber zu pflegen, heutzutage sind es gerade einmal 5.000. Auf diesen Wandel haben die genossenschaftlich organisierten Friedhofsgärtner jedoch Antworten gefunden. Doch dazu später.
Pantoffelfriedhöfe in Dortmund
Wir kommen an der großen Trauerhalle vorbei, die gerade renoviert wird. Von hier gehen alle Beerdigungen los. Je nach Lage der Gruft ist man auf dem Weg dorthin schon mal eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs. Diese Tatsache führte im Laufe der Zeit zu einem Umdenken bei den Behörden – und damit zum Beginn einer sich wandelnden Friedhofskultur. „Da manche Angehörige aus entfernteren Stadtteilen neben den weiten Wegen auf dem Zentralfriedhof zusätzlich noch je eine Stunde per Bus und Bahn an- und abreisen mussten, wurden seit den 1950er Jahren sogenannte Pantoffelfriedhöfe errichtet, die man quasi in Pantoffeln erreichen konnte“, erklärt Martin Struck. Heute gibt es davon 67 im Dortmunder Stadtgebiet.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Da seither mehr und mehr Menschen ortsnah beigesetzt werden, ist die Freifläche auf dem Hauptfriedhof von Jahr zu Jahr gewachsen. „Das hat viel verändert und auch zur Gründung unserer Genossenschaft geführt“, berichtet der Geschäftsführer. Mussten einst die Friedhofsgärtner auf dem Hauptfriedhof zu den weit verstreut liegenden Gräbern laufen, taten sie sich 1957 zusammen, teilten das riesige Areal in zusammenhängende Parzellen auf und erledigen seither auch Einkauf und Marketing genossenschaftlich und damit gemeinsam. Während sie die Dauerpflegestellen hegen, bepflanzen und gießen, kümmert sich die Stadt um die großen Grünflächen sowie den einzigartigen alten Baumbestand. Längst ist der Hauptfriedhof unverzichtbares Biotop und grüne Lunge der Stadt, auf dessen Bördeböden „alles wie verrückt wächst“, so Martin Struck. In einigen Bereichen werden sogar Schafe als „Mitarbeiter“ eingesetzt.
Nicht nur zu den Alleen aus Hain, Buchen und Eschen weiß der gelernte Gärtnermeister und Kaufmann eine Menge zu erzählen, sondern auch zu einzelnen Gräbern: wie zur noch einzig bestehenden Kellergruft, die der Familie Mohn (Bertelsmann-Konzern) gehört und auf der noch Beisetzungen stattfinden; oder zur ältesten Grabstätte, in der im Juli 1921 Wilhelmine Baecker als Erste überhaupt beigesetzt wurde; und auch zum Feld direkt gegenüber, auf dessen Stehle „Ein Hauch von Leben“ steht. Auf gemeinsame Initiative der Friedhofsgärtner, Bestatter sowie der Stadt Dortmund werden hier seit 2001 Fehl- und Totgeburten beigesetzt. „Die Einweihung, die von Selbsthilfegruppen begleitet wurde, war sehr bewegend“, erinnert sich Martin Struck. Er bekommt nach wie vor positive Rückmeldungen von trauernden Eltern, die dankbar sind für die wichtige Anlaufstelle.
Apropos Anlaufstelle: Diese suchen sich auch zahlreiche Angehörige auf jenem Feld, das für anonyme Beisetzungen vorgesehen ist. „Viele bauen sich hier quasi eine eigene Grabstätte für ihre Verstorbenen, denn sie brauchen einen Ort, an dem sie trauern können“, sagt Martin Struck.
©Alexandra Bonin, stock.adobe.com
Bestattungen für Vierbeiner
Für all jene, die ein geliebtes Tier verloren haben, hat die Friedhofsgärtner eG vor zirka 15 Jahren auf einem abgetrennten Teil am Rande des Friedhofs einen eigenen Tierfriedhof geschaffen. Er ist jedoch weit mehr als nur Begräbnisstätte für verstorbene Vierbeiner, sondern ein blühender, schön gestalteter Ort des Andenkens – und für die Genossenschaft zudem eine erträgliche Einnahmequelle. „Mittlerweile sind der Tierfriedhof sowie das Angebot der Kremierung ein echter Geschäftszweig geworden“, so Martin Struck.
Unsere Reise endet im Bestattungshaus Weber, das unweit des Hauptfriedhofs liegt, von der Genossenschaft 2012 erworben wurde und gerade in diese überführt wird. „Wir haben bereits vor neun Jahren ein eigenes Bestattungsinstitut innerhalb der Genossenschaft gegründet, sodass wir seither alles aus einer Hand anbieten können“, sagt Martin Struck. Im kommenden Jahr zieht die Genossenschaft mit ihren 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihr neues Büro-, Beratungs- und Bestattungshaus, in dem es auch Abschiedsräume sowie eine Trauerhalle geben wird. „Wir wollen auch weiter zeitgemäß sein und ein breites Servicespektrum anbieten“, sagt der Geschäftsführer. Auf Bundesebene sei man als eine von 15 genossenschaftlichen Treuhandstellen sehr gut organisiert und vernetzt, ebenso im Bund deutscher Friedhofsgärtner sowie im Bundesverband der Tierbestatter, dessen Vorsitzender der 63-Jährige ist.
Gärtner bleibt Gärtner
Mit Jolanthe Nowakowski, verantwortlich für Personal und Buchhaltung der Genossenschaft, steht seine Nachfolgerin schon fest. Denn im kommenden Jahr geht Martin Struck in den Ruhestand, auch wenn diese Formulierung nicht ganz stimmt. Denn aus dem Projekt „Insektenfriedhöfe“, für das die Genossenschaft in Kindergärten geht, um den Jüngsten mithilfe von Insektenbeerdigungen die Themen Tod und Trauer näher zu bringen, hat er eine völlig neue Idee entwickelt. Der umtriebige Gärtner will einen Garten für Kinder eröffnen – auch dies im wahrsten Wortsinn. In seinem Heimatdorf hat er dafür bereits eine Gartenfläche gepachtet. Hier will er ab Herbst 2020 mit einem Freund Gemüse, Gehölze und anderes Grün sprießen lassen und so den Kindern, aber auch Erwachsenen besondere Naturerfahrungen verschaffen.
Anja Scheve