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Zum MitgliederportalDieses Leuchtturmprojekt in Ostwestfalen will entschieden dem Fachkräftemangel in der Möbelindustrie begegnen und baut ein Aus- und Weiterbildungszentrum mit drei Produktionsstraßen.
Foto: Firma Nolte, Zeus GmbH, Lehrfabrik Möbelindustrie
Eine besondere Genossenschaft wurde vor rund einem Jahr in Löhne gegründet: eine Lehrfabrik im Herzen der ostwestfälischen Möbelindustrie. Unter den 13 Gründern sind unter anderem der Verband der Deutschen Möbelindustrie, die Herforder Möbelverbände, die Wirtschaftsförderung des Kreises Herford sowie die Stadt Löhne.
Mit ihrem Vorzeigeprojekt will die gemeinnützige Genossenschaft Lehrfabrik Möbelindustrie dem Fachkräftemangel begegnen, der inzwischen auch ihre Branche erfasst hat. Der Möbelindustrie an sich gehe es zwar wirtschaftlich gut, betont Markus Kamann, Vorstand und Geschäftsführer der Genossenschaft, denn sie hätte gerade in den Corona-Jahren vom Megatrend „Cocooning“ profitieren können. Doch inzwischen würden die guten Geschäftsaussichten durch gestörte Lieferketten, den Fachkräftemangel, den demografischen Wandel, die Digitalisierung und das hohe Durchschnittsalter vieler Beschäftigter getrübt. Das stelle das Überleben ganzer Branchen auf Dauer infrage. Der Vorstand: „Deshalb müssen wir nun mit Initiativen wie der Lehrfabrik für die Möbelindustrie proaktiv und entschieden reagieren und Unternehmen für die Industrie 4.0 wappnen.“ Markus Kamann weiß, worüber er spricht. Seit 25 Jahren ist er im Bildungsgeschäft unterwegs und hat sich vor 20 Jahren als Geschäftsführer des bundesweiten Netzwerkes BANG auf die Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Branche spezialisiert.
Für den Experten Kamann war der Fachkräftemangel schon lange absehbar. Kamann verweist auf einen Regierungsbericht der Zuwanderungskommission aus dem Jahre 2001, den der damalige Innenminister Otto Schily vorgelegt hatte: „Schon damals hat das Expertenteam festgestellt, dass Deutschland eine jährliche Arbeitsmigration von mindestens 400.000 Menschen benötigt,“ sagt Kamann. Doch politisch habe sich seitdem kaum etwas bewegt. Jetzt trete der lang angekündigte Fachkräftemangel eben ein. So fehlten allein bis 2030 rund 25 Prozent der bisherigen Belegschaft in der Möbelindustrie. Kamann: „Inzwischen nimmt der Markt für Aus- und Weiterbildung alles: Geflüchtete, Migrant*innen, Senior*innen, Frauen.“
Die Lehrfabrik ist für Kamann ein Leuchtturmprojekt im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Deshalb ist das genossenschaftliche Modell für ihn auch die geeignete Rechtsform, um Gemeinwohlorientierung mit Investment zu verbinden. Im Februar/März 2023 soll es nun mit dem Bau der Lehrfabrik losgehen, die als ein zweigeschossiges hochmodernes Ausbildungs- und Qualifizierungszentrum auf 2.800 Quadratmetern gebaut wird. Markus Kamann verhandelt bereits mit Betrieben, die ihre Mitarbeiter*innen dorthin entsenden können. Denn hier sollen sich pro Jahr bis zu 200 Auszubildende für den Möbelmarkt qualifizieren.
Sie werden in sechs Berufen von produktionserfahrenen Branchenexpert*innen der Genossenschaft ausgebildet, unter anderem als Holzmechaniker*innen, Tischler*innen, Industriekaufleute, Wartungstechniker*innen und Logistiker*innen. Dabei wird Künstliche Intelligenz gerade bei der Wartungstechnik eine große Rolle spielen. Für die Lehrlinge werden – wie in einer Fabrik – drei Produktionsstraßen aufgebaut: für montierte Möbel, Mitnahmemöbel und Massivmöbel. Da die Azubis von ihren Betrieben aus dem ganzen östlichen Nordrhein-Westfalen in die Lehrfabrik geschickt werden, ist auch ein Boardinghaus mit 26 modernen Zwei-Bett-Zimmern eingeplant. Markus Kamann ist vom Erfolg der Genossenschaft überzeugt: „Unsere Lehrfabrik wird eine hochwertige praxisnahe Berufsausbildung bieten und dabei neue Technologien einbeziehen. Damit können wir die Attraktivität unserer Branche und ihrer Berufe steigern, Fachkräfte an sie binden und Nachwuchssorgen begegnen.“
Sabine Bömmer