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Im Fokus: Schülergenossenschaften | Veröffentlicht am 30.10.2020

Brötchen plus ökonomische Bildung

Foto: Marco Stepniak

Foto: Marco Stepniak

An der Grevener Gesamtschule Nelson Mandela managen Schülerinnen und Schüler ihre eigene Cafeteria.

Greven. Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Nelson Mandela sind stolz: Stolz auf sich und ihr Werk, die Schülergenossenschaft Auszeit eSG. Seit 2016 betreibt die Schülergenossenschaft erst einen Kiosk und seit diesem Jahr eine Cafeteria auf dem Schulgelände. Und das Geschäft läuft. Durchschnittlich 150 Getränke und bis zu 50 selbst belegte Brötchen wandern in den Pausen über die Theke. Vieles wird in Bio-Qualität produziert und stammt von regionalen Händlern und Erzeugern – von Kaffee und Tee über Kakao, Milch, Joghurt bis hin zu Butter, Brötchen, Käse und Aufschnitt. Große elektronische Tafeln informieren Schüler und Pädagogen über das tägliche Frühstücksangebot. Bezahlen können die Gäste bar oder per EC-Karte. Oberstufenschülerinnen und -schüler haben ein Privileg. Sie dürfen auch in den Freistunden in der Cafeteria chillen oder Hausaufgaben machen. Überall gibt es dafür leistungsstarkes und kostenloses WLAN.

„Wir führen hier wirklich ein erfolgreiches Unternehmen“, sagt der Chemie- und Sportlehrer Jörg Klose. Zusammen mit dem Lehrerkollegen Philipp Klumpe ist der 55-Jährige Seele, Ideengeber und Motivator für die Jugendlichen in der Schülergenossenschaft. Klose blickt auf langjährige Erfahrungen als Trainer im Leistungssport zurück. Er hat es geschafft, dass die Schülerinnen und Schüler für ihre Genossenschaft „brennen“ und sich einsetzen. „Ansonsten wird aus einer Vision kein funktionierendes Projekt“, ist der Pädagoge überzeugt.

Keine Angst vorm Scheitern

Das sehen die 200 Schülerinnen und Schüler, die Mitglieder der Auszeit eSG sind, ebenso. Angst vor den neuen Herausforderungen oder vorm Scheitern hatten sie nie. „Wir waren immer überzeugt, wir schaffen das“, sagt der Oberschüler Finn selbstbewusst. Er ist im Aufsichtsrat der Genossenschaft.

Klose war es auch, der die Schulleitung 2015 überzeugte, zusammen mit der damaligen Volksbank Greven, heute Volksbank Münsterland Nord, eine Schülerfirma zu gründen. Firmenkundenberaterin Veronika Westhoff unterstützte die Auszeit vor allem in der Gründungsphase, stand mit viel Know-how zur Seite und ermöglichte eine Anschubfinanzierung. Die Schülerinnen und Schüler begeisterten sich sofort für das Projekt und übernahmen in ihrer Freizeit verantwortungsbewusst die Aufgaben.

Selbständig führen sie die Schülercafeteria, planten die Ausstattung von der Steckdose bis zur Bebilderung und richteten 80 Sitzplätze ein. Sie entwickelten ein IT-Konzept, kümmern sich um die Finanzen und die genossenschaftliche Prüfung, die Öffentlichkeitsarbeit, das Marketing und Sponsoring. Darüber hinaus regeln sie den Einkauf für die Cafeteria und stehen dienstleistungsbereit selbst hinter der Theke. Sie kontrollieren die Corona-Hygienemaßnahmen, machen Kaffee und Tee, warten die hochwertigen Kaffeemaschinen, schmieren Brötchen und rechnen die Tageseinnahmen ab. Einmal im Monat lassen sie sich Sonderaktionen einfallen – von der Bratwurst vom Grill bis hin zum Joghurt mit frischen Früchten.

Das Highlight im Angebot sind der fair produzierte und gehandelte Kaffee und Tee. „Wir wollten unbedingt hochwertigen Kaffeegenuss anbieten – vom Espresso bis zum Latte Macchiato. Und das alles aus professionellen Kaffeemaschinen“, betont der 17-jährige Vorstandsvorsitzende Tillian. Sechs Händler bestellte die Auszeit eSG zur Verhandlung, am Ende siegte ein regionaler Anbieter. „Die Firma Beukenhorst aus Bocholt war der einzige Händler, der uns als Partner ernst genommen hat“, so der Oberstufenschüler Florian. „Alle anderen haben sich nicht wirklich für unser Projekt interessiert und wollten uns Verträge mit sechsjähriger Laufzeit aufs Auge drücken“, empört sich der 17-jährige Florian immer noch. Der Chef der Kaffeerösterei kümmert sich persönlich um seine jungen Vertriebskunden und beriet sie bei der Auswahl der Kaffeemaschinen, der Kaffee- und Teesorten sowie ihrer Zubereitung.
Im Moment überlegt die Schülergenossenschaft, zwei Bildungspatenschaften für die südamerikanischen Kaffeepflückerinnen der Rösterei zu übernehmen. „Wir wollen den Mädchen und jungen Frauen gerne eine Schul- oder Berufsausbildung ermöglichen“, sagt die 14-jährige Sophia, die für den Einkauf und die Bestellungen zuständig ist.

Foto: Marco Stepniak

Foto: Marco Stepniak

Kredite sind bald abgezahlt

50.000 Euro haben die Schülerinnen und Schüler bisher in ihre Genossenschaft investiert – unter anderem für Möbel, IT, Werbung, Geschirr und Küchenutensilien. Ein Großteil der Summe ist bereits zurückgezahlt. Das haben der gute Umsatz der Cafeteria, Spenden von mittelständischen Unternehmen und Stiftungen möglich gemacht. Ein Teil der Rückzahlungen kommt von den Schülern selbst. Zehn von ihnen haben im letzten Jahr bei einem örtlichen Festival gejobbt und ihren Gesamtlohn von 3.500 Euro der Auszeit überlassen. Zusätzlich hat die Schülergenossenschaft fünf bundesweite Geldpreise gewonnen. So bleibt jetzt noch ein Kredit von 20.000 Euro für die zwei Kaffeemaschinen übrig. Aber auch dieser ist nach Rechnung der Auszeit-Mitglieder in absehbarer Zeit abbezahlt.

Neue Projekte und Investitionen zeichnen sich bereits ab. Die Terrasse soll mit zunächst einmal 60 Sitzplätzen noch gemütlich gestaltet werden, das Konzept für einen Schulgarten mit selbstgezüchtetem Obst und Gemüse wächst ebenfalls. Das schulnahe Grundstück mit 800 Quadratmetern wartet schon. Kein Wunder, dass die ehrenamtlichen Jobs bei der Auszeit heiß begehrt sind. 40 Schülerinnen und Schüler haben sich in diesem Jahr bereits beworben.

Darüber hinaus sind die Mitglieder der Auszeit als schulische Ratgeber im In- und Ausland gefragt. So berät die Auszeit eine weitere Grevener Schule bei dem Aufbau einer Schülergenossenschaft. Auch eine große belgische Schule aus Leuven hat Bedarf. Hier müssen die belgischen Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe ein Projekt zur Unternehmensgründung umsetzen. So reisten Nikolas und Tillian von der Auszeit ins Nachbarland. Nach der Corona-Zeit sollen die belgischen Schüler nach Greven kommen, um sich über die Gründung und Arbeit einer Schülergenossenschaft zu informieren.


Sabine Bömmer


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