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Im Fokus: Raiffeisen-Jahr 2018 | Veröffentlicht am 27.02.2018

WeiberWirtschaft - Zentrale für Chefinnen

Foto: Anke Großklaß

Foto: Anke Großklaß

Weiberwirtschaft: Der Name dieser Berliner Genossenschaft lässt aufhorchen. Ist er nun provokant, selbstironisch oder einfach nur selbstbewusst? Vermutlich eine Mischung aus allem. Denn hinter dieser Genossenschaft steckt eine besondere Unternehmung in Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung: die 1989 gegründete Weiberwirtschaft. Sie ist das europaweit erfolgreichste Unternehmerinnen- und Gründerinnenzentrum mit Sitz im Herzen Berlins. Ihr Ziel ist, Gründerinnen umfassend zu unterstützen und ihnen vor allem bezahlbaren Geschäfts- und Wohnraum mitten in der Großstadt zu vermieten.

WeiberWirtschaft – eine 29-jährige Erfolgsstory

Die Erfolgsgeschichte der WeiberWirtschaft startete vor rund 29 Jahren: Im Jahr des Mauerfalls wagten 17 Berliner Frauen das frauenpolitische Experiment und gründeten am 17. Dezember 1989 eine Genossenschaft mit dem Ziel, großes Grundeigentum in Frauenhand zu schaffen. „Wir wollten unsere Mitglieder demokratisch beteiligen, Mieten weitgehend konstant halten und sie nicht an Investoren zahlen“, sagt Katja von der Bey, die zusammen mit Dr. Andrea Schirmacher Geschäftsführerin und Vorstandsfrau der WeiberWirtschaft ist. 2013 wurde die promovierte Kunsthistorikerin und Fundraiserin für ihr frauenpolitisches Engagement mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet und 2017 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin.
„Im Grunde haben wir damals eine der ersten Aktionen im Crowdfunding und in der Sharing Economy ins Leben gerufen“, erläutert von der Bey. Und sie erzählt: „ Wir haben bundesweit Frauen zur Solidarität für unser Projekt aufgerufen und viel Geld sammeln können. So konnten wir damals für 18,6 Millionen Euro den Gewerbehof des ehemaligen VEB Berlin-Kosmetik in Berlin-Mitte kaufen.“ Heute bietet die Genossenschaft auf 7.100 Quadratmetern Nutzfläche 70 Gewerbeeinheiten, darunter Praxen, Büros, Ladenlokale, Ateliers und Werkstätten, sowie 13 Wohnungen zur Vermietung an. „Das ist unser Kerngeschäft und die solide wirtschaftliche Basis unserer Genossenschaft“, so die Geschäftsführerin.

Das Gebäude ließen die Frauen nach modellhaften ökologischen Kriterien sanieren, Blockheizkraftwerk, Fotovoltaik und Regenwasseraufbereitung inklusive. Darüber hinaus bietet die Genossenschaft in ihrem Gebäudekomplex Tagungsräume, zwei gastronomische Betriebe, eine eigene Kindertagesstätte mit 12-stündiger Öffnungszeit, Grünflächen sowie einen Gerätepark an, in dem Materialien vom Beamer über den Hochdruckreiniger bis zur Bohrmaschine ausgeliehen werden können.
Die Wohn- und Geschäftsräume werden nur an Genossenschaftsmitglieder vermietet. „Wir haben lange Wartelisten“, informiert von der Bey, und könnten unseren ganzen Gebäudekomplex locker nochmal vermieten. Unsere Mitgliederfrauen haben immer das erste Anrecht.“ Deshalb überlegt die WeiberWirtschaft, eine zweite große Immobilie in Berlin zu kaufen: „Bisher haben wir noch nicht das richtige gefunden und sind dankbar für jeden Hinweis.“

Mitglieder aus aller Welt

103 Euro kostet ein Anteil bei der WeiberWirtschaft, die von inzwischen 1.950 Mitgliedern getragen wird. Das Erstaunliche: Die Anteilseignerinnen kommen aus aller Welt, der Anteil der Berlinerinnen liegt deutlich unter 50 Prozent. „Unsere Mitglieder sind sehr solidarisch und engagiert“, betont von der Bey. So unterhält die Genossenschaft auch einen eigenen Mitglieder-Think-Tank, in dem die Visionen und Strategien von morgen für die Genossenschaft entwickelt werden.
Doch nicht nur Vermietung ist das Geschäft der Genossenschaft. „Wir wollen darüber hinaus Wissen und Förderungsmöglichkeiten für Gründerinnen teilen, vermehren und bündeln“, so die Geschäftsführerin. 500 Existenzgründungen von Frauen hat die WeiberWirtschaft seit ihrem Bestehen begleitet und ermöglicht. Seit 2006 gibt es das Anrecht auf einen Kita-Platz. Im selben Jahr ging auch die Tochterorganisation der Genossenschaft, die Gründerinnenzentrale, als Erstanlaufstelle für Existenzgründerinnen an den Start. Dort finden Frauen Orientierungsberatung, Informationen und vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten rund um die Existenz- und Unternehmensgründung. 2011 übernahm die WeiberWirtschaft zusätzlich das Branchenbuch FrauenUnternehmen. Und seit 2013 bietet die Genossenschaft zusammen mit dem Verein Goldrausch e.V. gründungswilligen Frauen Mikrokredite an.

Die WeiberWirtschaft in Berlin. Foto: Oliver Mann

Die WeiberWirtschaft in Berlin. Foto: Oliver Mann

Und warum ist eine Gründungsberatung „nur für Frauen“ angesichts vieler Förderprogramme und Beratungsstellen von Bund, Ländern, Kommunen, Industrie- und Handelskammern überhaupt noch nötig?

Frauen gründen anders

„Frauen gründen anders als Männer“, betont von der Bey. Den größten Unterschied gebe es in der Wahl der Branchen: Während Männer sich mehr im MINT-Bereich, das heißt im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich, selbstständig machten, gründeten Frauen eher im kulturellen und sozialen Bereich. Deshalb hätten sie viel größere Probleme, Förderkredite zu bekommen. Frauengeführte Unternehmen seien darüber hinaus in der Regel kleiner als männergeführte und wüchsen langsamer. Das hinge außer mit den Branchen auch mit den Ressourcen zusammen, sagt von der Bey: „Im Gegensatz zu den Frauen haben Männer in Deutschland durchschnittlich über 46 Prozent mehr Vermögen und ein 23 Prozent höheres Einkommen. Sie können dadurch mehr Kapital für eine Existenzgründung aufbringen.“ Wie ist es um den Gründungswillen der Frauen bestellt? „Sehr gut!“, sagt die Vorstandsfrau. Der Gründerinnenanteil betrage inzwischen 43 Prozent.

Und wie sieht es mit der Gründungsmotivation von Frauen aus? „Das ist in der Regel auch anders als bei Männern“, so die Genossenschaftschefin. „Junge gut ausgebildete Frauen gründen, weil in der abhängigen Beschäftigung oft die Aufstiegschancen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fehlen.“ Auch ließen sich hohe ethische und qualitative Ansprüche an die eigene Arbeit selbstständig besser verwirklichen. Besonders stolz ist die Genossenschaft darauf, dass einige ihrer Ideen beispielhaft für andere Frauenprojekte geworden sind. So entschieden sich auch Frauen aus dem Frauenzentrum Schokofabrik in Berlin-Kreuzberg bei der Übernahme ihres Gebäudes für die Rechtsform der Genossenschaft. Die WeiberWirtschaft war es auch, die die Idee eines Gründerinnenmobils für den ländlichen Raum hatte. Die Vorstandsfrauen der Genossenschaft freuen sich, dass Sachsen-Anhalt diese Idee übernommen hat und nun ein Gründerinnenmobil durch das Bundesland fährt.

So erfolgreich wie die Frauen-Genossenschaft WeiberWirtschaft ist: Was sind ihre Visionen für die Zukunft? Von der Bey lacht: „Es wäre schön, wenn wir bald eine zweite Immobilie hätten, in der wir Gewerberäume und Wohnungen anbieten könnten. Darüber hinaus würden wir gerne Gründerinnenzentrum auch für andere Städte und Kommunen sein und unsere frauenpolitischen Ideen und Ansätze so weit wie möglich verbreiten.

Was müssen Gründerinnen beachten? Fünf Tipps der WeiberWirtschaft:

Umfassend orientieren und informieren: Auf der Website www.existenzgruenderinnen.de des Bundeswirtschaftsministeriums findet frau Anlaufstellen und weiterführende Links und Tipps.

Businessplan: Frauen sind risikobewusster, das ist gut. Aber das Vorhaben zu „klein“ zu planen kann auch schaden. Versuchen Sie deshalb, größer zu denken als anfangs gedacht, vielleicht auch im Team mit anderen. Planen Sie von vornherein Wachstumsschritte ein, vergessen Sie Ihr eigenes Einkommen inklusive Altersvorsorge nicht und seien Sie großzügig bei der Bemessung des benötigten Startkapitals. Kürzen können Sie immer noch.

Vernetzen: Unbedingt den Austausch mit anderen Gründerinnen suchen, zum Beispiel bei Unternehmensstammtischen und Netzwerktreffen. Frauennetzwerke sind ein guter Einstieg zum Erfahrungsaustausch und zum gegenseitigen Mutmachen!

Finanzierung: Wenn Sie die Finanzierung Ihrer Geschäftsidee durch eine Bank planen, suchen Sie sich eine, die schon gelernt hat, dass Frauen nicht nur mitgemeint, sondern explizit als Kundinnen angesprochen werden möchten. „Üben“ kann man das Pitchen allerdings am besten bei einer Bank, die nicht ganz oben auf der Wunschliste steht.

Ach ja, und Augen auf bei der Partnerwahl! Er/Sie soll Ihnen schließlich den Rücken frei halten.


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