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Im Fokus: Infrastrukturgenossenschaften | Veröffentlicht am 11.09.2018

Kneipe und Ärztehaus: genossenschaftliche Lösungen in Hülsenbusch

Gemeinsames (Vor-)Denken und Handeln macht in Hülsenbusch die Runde: Hier wird nicht nur genossenschaftlich gezapft. Der Ort im Oberbergischen Kreis baut jetzt auch sein eigenes Ärztehaus – eine solche eingetragene Genossenschaft ist bundesweit einzigartig.

Die Vorstände von Dorfkneipe Andreas Döhler (2.v.l.) und Sven Kiebler (2.v.r) sowie des Ärztehauses Bernd Baßfeld (1.v.l.) und Anette Gelfarth ziehen im Ort an einem Strang. © Ärztehaus Hülsenbusch eG und Gaststätte Jäger eG

Die Vorstände von Dorfkneipe Andreas Döhler (2.v.l.) und Sven Kiebler (2.v.r) sowie des Ärztehauses Bernd Baßfeld (1.v.l.) und Anette Gelfarth ziehen im Ort an einem Strang. © Ärztehaus Hülsenbusch eG und Gaststätte Jäger eG

Ob als Gaststätten-Wirte oder als Bauherren: „Unsere Erfahrung hat gezeigt, wenn wir gemeinsam etwas anpacken, wandelt es sich zum Positiven“, sagt Bernd Baßfeld, Architekt und Vorstand der Ärztehaus Hülsenbusch eG. Ein Ort, zwei Genossenschaften – das bedeutet jede Menge Mehrwerte für alle. Hülsenbusch, ein kleines Dorf in Gummersbach, zählt gerade mal 850 Einwohner. Ganz groß sind indes das Engagement und das Wir-Gefühl.

Sich aktiv für die ländliche Region stark zu machen ist hier Programm. Ausdruck dessen ist nicht nur die Dorfgemeinschaft Hülsenbusch als eingetragener Verein, der sich dem Mitreden, Mithelfen und Mitgestalten verschrieben hat. Paradebeispiele für das ausgeprägte Miteinander sind ebenso die beiden außergewöhnlichen Genossenschaften, die – so unterschiedlich sie auch sind – ein gemeinsames Ziel verfolgen: „Durch den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur tragen wir dazu bei, unser Dorf lebendig zu halten und neue Zukunftsperspektiven zu entwickeln“, bringt es Andreas Döhl, Vorstand der Gaststätte Jäger eG, auf den Punkt. Gemeinsam mit Vorstandskollege Sven Kiebler sowie 204 Genossen betreiben sie in Eigenregie die Traditionsgaststätte. Sie dient als zentraler Treffpunkt und ebenso als Ort vielfältiger kultureller Veranstaltungen. Da ist nicht nur Musik drin: Seit Gründung der Genossenschaft 2014 wird rund um den Tresen „erfolgreiche Wirtschaftspolitik gemacht“, erzählt Andreas Döhl augenzwinkernd.

© Ärztehaus Hülsenbusch eG und Gaststätte Jäger eG

© Ärztehaus Hülsenbusch eG und Gaststätte Jäger eG

Ausschank-Ära geht weiter
Wir lassen die Kneipe im Dorf. Das wurde zur zündenden Idee, um eine langgediente, letzte Institution der Geselligkeit vor dem drohenden Aus zu bewahren. „Als wir erfuhren, dass die einstigen Wirtsleute der Gaststätte Jäger aus Altersgründen aufhören, war für uns klar, dass wir die Kneipe retten wollen“, berichtet Sven Kiebler. Erste Pläne des Besitzers sahen zunächst vor, das Gebäude in Wohnräume umzubauen. Ein solches Ende der Ausschank-Ära galt es abzuwenden. Umso mehr reifte der Entschluss, als Dorf selbst Wirt zu werden. Viele Gespräche wurden geführt, Konzepte zum Erhalt der Gaststätte auf den Weg gebracht. „Das Genossenschaftsmodell erhielt ganz bewusst den Zuschlag, um alle Mitglieder als Besitzer unserer Dorfkneipe zu beteiligen“, sagt Andreas Döhl.

Seither sind in der Gaststätte Jäger eG schon Zigtausende Liter Bier durch den Zapfhahn geflossen. Bundesweit gibt es nur wenige Gaststätten-Genossenschaften: Die in Hülsenbusch ist die einzige, die selbst als Kneipen-Pächter agiert und in Eigenregie die Schankwirtschaft stemmt. „Unser ehrenamtliches Thekenteam umfasst insgesamt 43 Personen, wir haben fünf Tage die Woche von 18 bis in der Regel 23 Uhr geöffnet“, so Sven Kiebler. Hinter als auch vor der Theke rücken (Dorf-)Generationen in der kleinen Kneipe, die knapp 50 Quadratmeter misst, eng zusammen. Das sorgt für „viel Spaß“ auf allen Seiten – „der Erfolg und die vielen positiven Rückmeldungen sind der Lohn für unseren Einsatz“, sagen beide Vorstände. Nicht nur Getränke machen in der Kneipe die Runde. Hier werden auch neue Ideen der Dorfgemeinschaft angestoßen und umgesetzt: so zum Beispiel ein regelmäßiger Wochenmarkt, der den Einkauf von Lebensmitteln direkt im Dorf ermöglicht.

Ärztliche Versorgung

Die genossenschaftliche Rechtsform bietet zahlreiche Lösungen für die ärztliche Versorgung. Der weitaus üblichere Weg als der in Hülsenbusch eingeschlagene ist, dass sich Mediziner zusammenschließen. Genossenschaftlich betreiben sie medizinische Versorgungszentren, Praxisnetze oder Laborgemeinschaften.


Ein eigenes Ärztehaus
Die Kneipe, die in Hülsenbusch liebevoll „neues Rathaus“ genannt wird, war Vorbild und zugleich Blaupause für das nächste identitätsstiftende Gemeinschaftsprojekt: Das Dorf baut sein eigenes Ärztehaus – Ende März wurde dazu eine Genossenschaft gegründet. Das ist bislang einmalig in Deutschland. „Mit unserem Projekt leisten wir einen aktiven Beitrag zur Dorfentwicklung. Wir bieten den Menschen die Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit von Hülsenbusch selbst mitzugestalten“, hebt Bernd Baßfeld, Vorstand der Ärztehaus eG, hervor. Für das ambitionierte Bauvorhaben hat der Architekt die komplette Projektentwicklung erstellt – und dafür sehr schnell viele engagierte Mitstreiter begeistern können.

Denn schon die erste Vorstellung seiner Pläne sorgte Anfang 2018 beim Neujahrsempfang der Dorfgemeinschaft für ein äußerst positives Echo. Über ein Dutzend Beteiligte zählt das Projektteam, das sich seit Januar in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften – mit Themen wie Finanzen, Bauen, Mitgliederwerbung oder auch Genossenschaftssatzung – zusammenfügte, um das Projekt tatkräftig anzuschieben. Mit im Boot war von Anfang an auch Anette Gelfarth, die gemeinsam mit Bernd Baßfeld im heutigen Vorstand der Genossenschaft tätig ist.

Mittlerweile zählt die Ärztehaus eG bereits rund 180 Mitglieder. „Unser Genossenschaftsprojekt zielt darauf ab, ärztliche sowie pflegerische und therapeutische Angebote im Dorf dauerhaft sicherzustellen, während wir andauernd in der Zeitung lesen, dass die ärztliche Versorgung und die Betreuung älterer Menschen auf dem Land gefährdet sind“, erläutert Bernd Baßfeld.

Das eigene Ärztehaus wird bald Realität. Im November rollen die Bagger an, dann soll mit dem Bau begonnen werden. Auf 1,6 Millionen Euro beziffert der Architekt die Baukosten, davon muss ein Viertel über Genossenschaftsanteile abgesichert sein. „Seit Mitte Juni können Anteile gezeichnet werden“, berichtet Anette Gelfarth: „Aber auch nach Baubeginn nehmen wir jederzeit neue Mitglieder auf.“ Das Interesse ist groß: Über 100 Prozent der erforderlichen Anteile sind schon verkauft.

Im Januar 2020 soll das Ärztehaus fertiggestellt sein. „Die eigentliche Sensation ist aber, dass sich die künftigen Mieter für die 725 Quadratmeter Nutzfläche, für den Standort und das genossenschaftliche Modell gewinnen ließen“, sagt Anette Gelfarth. Dazu gehören ein Internist sowie ein Kinderarzt, eine Tagespflegeeinrichtung und eine Praxis für Sprachtherapie.


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