Unsere Gremienräume sind ein geschlossener Bereich, in dem wir für unsere Gremienmitglieder Unterlagen der Gremien – Verbandstag, Verbandsrat, Regionaltage, Mitgliederversammlungen, Fachräte und Arbeitsausschüsse – zur Verfügung stellen. Des Weiteren findet sich hier der Zugang zur Arbeitsgruppe des Nachhaltigkeitsrats.
Zu den GremienräumenFür die Fachvereinigungen:
Unser Mitgliederportal ist ein geschlossener Bereich, in dem der Genossenschaftsverband den Mitgliedern der Fachvereinigungen Agrar, Gewerbe, Landwirtschaft sowie Energie, Immobilien und Versorgung Informationen und Anwendungen zur Verfügung stellt.
Zum MitgliederportalEva Wunsch-Weber ist Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank, die zu den größten und kapitalstärksten Genossenschaftsbanken in Deutschland gehört. GENiAL sprach mit der Bankchefin über „Frauen in Führungspositionen“.
Frau Wunsch-Weber, wie war Ihr Weg in den Vorstandsvorsitz?
Eva Wunsch-Weber: Wahrscheinlich begann er damit, dass meine Eltern nie sagten: „Mädchen können das nicht.“ Nach Banklehre, BWL-Studium und zweijährigem Traineeprogramm bei einer Großbank entschied ich mich bewusst für die Frankfurter Volksbank und die Idee des genossenschaftlichen Verbundes mit seiner klugen Arbeitsteilung und mit kurzen Entscheidungswegen. Nach meinem Eintritt in die Frankfurter Volksbank 1993 kam ich 2008 in den Vorstand und wurde 2012 Vorstandsvorsitzende. Auf allen Stationen dorthin hatte ich stets Lust auf Neues.
Welche Werte und Eigenschaften braucht es, um wie Sie an die Spitze zu kommen und dort zu bleiben?
Leistungswille, Wissbegier, Freude am Gestalten. Und ein gesundes Wertesystem, das vor allem ein Sensorium für Anstand, Gerechtigkeit und Fairness einschließt.
Wie schwer haben es Frauen Ihrer Meinung nach, in Deutschland in Führungspositionen zu kommen?
Das hängt sicherlich auch von der Branche ab. In männerdominierten Wirtschaftszweigen wie der Bauwirtschaft oder im Maschinenbau dürften Frauen es immer noch schwerer haben als im Dienstleistungssektor oder in Start-ups. Studien haben außerdem belegt, dass im Mittelstand, vor allem bei familiengeführten Unternehmen, den Frauen eher eine Chance auf Führungspositionen eingeräumt wird – wir sehen das auch oft bei unseren gewerblichen Kunden. Im Übrigen habe ich schon vor geraumer Zeit gesagt: Wer heute noch die Frauenfrage stellt, gibt automatisch die falsche Antwort.
Das Bundeskabinett hat zum Jahresbeginn eine verbindliche Frauenquote unter anderem auch für Vorstände börsennotierter Unternehmen beschlossen. Wie stehen Sie zum Thema „Quotenfrau“?
Der Begriff hat etwas Herabsetzendes, weil er suggeriert, eine Frau sei vor allem wegen ihres Geschlechts in diese Führungsebene gelangt. Ich hätte mich, wäre ich mit dieser Regelung in den Vorstand gekommen, nicht besonders wohlgefühlt, hätte dann aber freilich auch gesagt: „Okay, jetzt zeige ich mal, was ich kann.“ Hätten Sie mir also vor zehn Jahren diese Frage gestellt, hätte ich eine verbindliche Frauenquote entschieden abgelehnt. Inzwischen denke ich: Anders geht es wohl nicht. Der Fortschritt braucht manchmal einen Schubs.
Welche Nachteile haben Ihrer Meinung nach Unternehmen, die keine oder nur wenige Frauen in Führungspositionen haben? Oder umgekehrt: Wie profitieren Unternehmen, die mehr Frauen in Führungspositionen beschäftigen?
Wie soll ein Unternehmen eigentlich erfolgreich agieren, wenn es in seiner Führung nicht auch die gesellschaftliche Realität spiegelt, die nun mal divers ist? Wie sollte ein nur von Männern geleitetes Unternehmen erspüren, wie die Gesamtgesellschaft „tickt“! Die McKinsey-Studie „Delivering through Diversity“ von 2018 hat 1.007 Unternehmen in zwölf Ländern, davon 65 in Deutschland, unter die Lupe genommen. Ergebnis unter anderen: Unternehmen mit hohem Frauenanteil im Top-Management (Vorstand und zwei oder drei Ebenen darunter) zeigten eine um 21 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, besonders erfolgreich abzuschneiden.
Was könnten Unternehmen tun, um Frauenkarrieren zu fördern? Was tut die Frankfurter Volksbank?
Frauen Mut machen, Frauen Verantwortung übertragen. Ich halte zum Beispiel nichts von Frauenförderungsprogrammen. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass wir alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr aufmerksam in den Blick nehmen müssen. Ich sage es auch immer unseren Auszubildenden: Jede und jeder hat in der Frankfurter Volksbank dieselben Chancen auf eine Karriere. Wir sind mit dieser Gleichbehandlung in der Talentförderung gut gefahren: Nicht nur an der Vorstandsspitze findet sich heute eine Frau, sondern auch auf der zweiten Führungsebene ist das weibliche Geschlecht gut vertreten. Unsere Projektgruppe „Filiale der Zukunft“ beispielsweise ist absolut paritätisch besetzt.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hindernisse für Frauen auf ihrem Karriereweg?
Frauen stellen sich und ihre Fähigkeiten öfter infrage als Männer. Jedenfalls habe ich in meinem Umfeld diese Beobachtung gemacht. Schlagen wir einem Mann die nächste Karrierestufe vor, wird er in der Regel begeistert einwilligen. Bei Frauen hören wir öfter: „Vielen Dank, ich denke mal darüber nach“ oder: „Danke fürs Angebot, ich rede mal mit meinem Partner darüber.“ Die Bemerkung eines Mannes: „Ich muss mal mit meiner Frau drüber sprechen“ hören wir selten, wenn überhaupt.
Welchen Rat würden Sie Kolleginnen auf den Weg mitgeben, die Führungspositionen übernehmen möchten?
Da fällt mein Rat zunächst geschlechterneutral aus: Gestaltungswille, Wissbegier, Fleiß, Leistungsbereitschaft, Redlichkeit. Und speziell an die Frauen: Wenn sich eine Chance ergibt, beherzt zugreifen!
Sabine Bömmer