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Zum MitgliederportalUm den Patienten an sich und das bessere Verstehen von medizinischem Fachchinesisch beim Hausarzt geht es bei dem Computerprogramm „Arriba“. Die medizinische Entscheidungshilfe haben Professor Norbert Donner-Banzhoff, Professor Attila Altiner und ihr bundesweites Ärzte-Team vor mehr als zehn Jahren entwickelt. Seitdem unterstützt die Software das Gespräch zwischen Arzt und Patient. Das Programm verknüpft verschiedene Risikofaktoren eines Patienten zu einem individuellen Gesamtrisiko. Veranschaulicht wird das Ergebnis dann mit lächelnden oder eben betrübten Smileys.
Die eigene Körpergröße und das eigene Gewicht kennt fast jeder. Bei dem einen Maß übertreiben, bei dem anderen untertreiben wir gern. Doch was wissen wir sonst noch über unseren Körper? Richtig. Fast nichts. Zu Hause haben viele Menschen nur ein bis höchstens zwei medizinische Geräte: das Fieberthermometer und vielleicht einen Blutdruckmesser. Übrigens wurde ersteres bereits 1867 erfunden. Und seitdem hat sich daran wenig verändert. In Sachen Digitalisierung hinkt der Gesundheitsbereich hinterher. Klar, gibt es inzwischen mehr als hunderttausend Apps, diverse Software und das Internet. Aber ist „Dr. Google“ tatsächlich hilfreich mit seriösen Diagnosen? Fachverbände und Ärztekammern haben enorme Bauchschmerzen. Verständlich. Nicht alles, was technisch möglich ist und nach seriösem Service klingt, ist rechtlich erlaubt oder gar medizinisch sinnvoll. Meist, weil die ausgewiesene Fachexpertise fehlt. Das neue Zauberwort an dieser Stelle heißt Telemedizin. Deutsche Kliniken nutzen sie unter anderem, um Herzkranke und Diabetiker in großen Programmen besser zu überwachen – durch automatisch gefunkte Werte.
Check-up mit Smileys
Manche Programme sind definitiv kein Hokuspokus: So ein Tool ist „Arriba“. Seit mehr als zehn Jahren können damit Ärzte – zumeist Hausärzte – auf unspektakulärem Weg das sogenannte kardiovaskuläre (Herz- Kreislauf-Erkrankungen) Risiko ihrer Patienten plakativ sichtbar machen. Arriba steht für „Absolutes und relatives Risiko – individuelle Beratung in der Allgemeinarzt-Praxis“. Entwickelt wurde die Software von den Abteilungen für Allgemeinmedizin der Universitäten Marburg, Düsseldorf und Rostock, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Es gibt natürlich immer eine persönliche Einschätzung. Aber wenn ich mit meinen Patienten die Ergebnisse ihres Check-ups und ihre Risikofaktoren bespreche, ist Arriba sehr hilfreich“, sagt Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff, einer der Entwickler des Tools. „Die Darstellung mithilfe lachender und trauriger Smileys ist für jeden verständlich und einprägsam. Sie lädt Patienten dazu ein, nachzufragen und sich ihre eigene Meinung zu möglichen Maßnahmen zu bilden.“
Brückenschlag zwischen Arzt und Patient
Auf die Schnelle das Herz-Kreislauf-Risiko zu ermitteln und anzuschauen reizt Patienten wie Hausärzte gleichermaßen. Gesamtcholesterin, Gewicht, Alter, Medikamente und Rauchgewohnheiten – solche und andere persönliche Daten sind zügig in die Eingabemaske eingetragen. Und nur Sekunden später wird das Ergebnis angezeigt. Entweder mit lächelndem oder betrübtem Smiley. Die Beratungssoftware ist quasi ein „Brückenschlag“ zwischen Arzt und Patient. Dieser wird zunehmend wichtiger, da sich das Verhältnis von Patienten zu ihrem Hausarzt stark verändert. Der mündige Patient sorgt sich aktiv um seine Gesundheit, informiert sich und möchte selbst darüber entscheiden, was das Beste für sein körperliches Wohlbefinden ist. Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff erklärt weiter: „Um das zu gewährleisten, soll der Mediziner das voraussichtliche Erkrankungsrisiko und die Effekte von Vorsorgemaßnahmen so darstellen, dass der Patient sich eine eigene Meinung bilden kann. Da meist mehrere Risikofaktoren zu berücksichtigen sind, gestalten sich Berechnung und Darstellung ohne diese Unterstützung ausgesprochen schwierig.“ Hausärzte fühl(t)en sich mit der anspruchsvollen Aufgabe der Patientenberatung oft alleingelassen. Mit „Arriba“ haben Hausärzte ein praxisfähiges Instrument, um auf Basis epidemiologischer Studien eine individuelle Risikoprognose für Herzinfarkt und Schlaganfall erstellen zu können. Nicht nur die Wahrscheinlichkeit für einen Patienten, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, wird bei dem Programm optisch demonstriert. Auch die Effekte von Verhaltensänderungen oder medikamentösen Therapien werden veranschaulicht. Also, wer mehr Sport macht, bekommt auch sofort noch mehr Smileys verbucht. Doch damit ist die Geschichte vom ärztlichen „Entwicklungsteam“ um den heute 62-jährigen Professor Dr. Norbert Donner-Banzhoff noch nicht zu Ende erzählt. Um die Software möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen nutzbar zu machen, aber auch um die Ideen der Community systematisch aufzunehmen, wurden eine Genossenschaft und eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet: Der Name Arriba eG bot sich dafür einfach an. 2008 wurde Arriba mit dem Richard-Mertens-Preis und 2009 mit dem Berliner Gesundheitspreis ausgezeichnet. Inzwischen ist das erste „kleine“ Tool um viele neue Module auf eine stattliche Bibliothek der Entscheidungshilfen – kurz arribaLIB – angewachsen: Darin sind nun Hilfen zu Vorhofflimmern, Depression, Diabetes Typ 2, Koronarer Herzkrankheit und sogar seit Kurzem auch zur Prostatakrebsfrüherkennung zu finden. Kostenfrei ist und bleibt davon das erste Modul. Die übrigen stehen nur den Mitgliedern der 2017 gegründeten arriba-Genossenschaft kostenfrei zur Verfügung.
Kostenloses Tool für Herz-Kreislauf-Prävention
Für ihre Entwicklung haben die Ärzte hinter Arriba viel Mut, aber noch mehr Durchhaltevermögen gebraucht. Das ist auch jetzt noch vonnöten: Noch mehr als bisher plant die arriba-Genossenschaft, mit Krankenkassen, Ärztenetzen und anderen Organisationen des Gesundheitswesens Verträge abzuschließen, damit auch auf diesem Wege möglichst viele Module eine weite Verbreitung erfahren. Gleichzeitig soll damit die Bearbeitung weiterer Themen und Herausforderungen gesichert werden. Das ist aber ein Projekt, das wohl noch Jahre dauern werde, schätzt der Marburger Allgemeinmediziner.
Das kostenlose Tool für die Herz-Kreislauf-Prävention kann unter folgendem Link heruntergeladen und ausprobiert werden: www.arriba-hausarzt.de
Yvonne Reissig