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Zum MitgliederportalNachhaltigkeit sorgt für wirtschaftliche Resilienz und wird viele Branchen fordern. Volker Hartke, Co-Koordinator im Bereich Nachhaltigkeit bei AWADO, spricht über nachhaltiges Wirtschaften und die Relevanz für den Mittelstand.
Foto: Lars Berg, Territory
Nachhaltiges Wirtschaften wird vermehrt zur zentralen Herausforderung – welche Anforderungen sind damit für den Mittelstand verbunden?
Volker Hartke: Beim Thema Nachhaltigkeit wird besonders der Mittelstand einem enormen Anpassungsdruck ausgesetzt sein, der voraussichtlich weniger aus der Regulierung als mehr aus der Wirtschaft selbst kommen wird. Denn dass ein Produkt klimaneutral ist, kann nur mittels Daten aus den Lieferketten heraus nachgewiesen werden. Also wird die Herausforderung künftig sein, diese Daten und Informationen vorzuhalten und für Kund*innen sichtbar zu machen.
Welche Vorschriften gibt es bereits?
Auch wenn es noch keine direkten oder unmittelbaren Regulatorien für kleine und mitteständische Unternehmen (KMU) gibt, werden Vorgaben wie das Lieferkettensorgfaltsgesetz oder die von der EU-Kommission vorgeschlagene neue Nachhaltigkeitsberichterstattung für handelsrechtliche große Unternehmen indirekte Auswirkungen auf KMU haben. Insbesondere um den Mittelstand von Lieferkettenanforderungen zu entlasten, beabsichtigt die EU-Kommission jedoch die Entwicklung eigenständiger KMU-Berichtsstandards. Diese sind lediglich eine Handreichung der EU-Kommission und verbieten weder den Kund*innen die Anfrage noch verpflichten sie die KMU zur Berichterstattung.
Wie sieht Ihre Entwicklungsprognose aus?
Grundsätzlich reichen die Planungen auf EU-Ebene bis Mitte dieses Jahrzehnts. Für den Mittelstand sollen neben den Kund*innen auch Banken Nachhaltigkeitstreiber sein. Banken sollen unter anderem in ihrem Nachhaltigkeitsbericht ein sogenanntes Green Asset Ratio veröffentlichen. Damit soll der Anteil der grünen Kredite am Gesamtkreditportfolio angegeben werden. Die Einordnung der finanzierten Wirtschaftsaktivitäten erfolgt anhand einer europäisch einheitlichen EU-Taxonomie. Sie definiert, welche Wirtschaftstätigkeiten einen erheblichen Beitrag zur grünen Nachhaltigkeit leisten. Sie wurde auch schon als Produktportfolio der Zukunft bezeichnet. Denn die Anforderungen der Taxonomie sind immer einen Schritt weiter als die aktuelle Gesetzgebung. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Aufsicht vermehrt die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsrisiken von den Banken fordert. Erste Schritte sind schon erfolgt. Damit Banken ihren Nachhaltigkeitspflichten nachkommen können, benötigen sie die Daten der Kreditnehmer*innen.
Welche Chancen sehen Sie?
Durch Flutkatastrophen und andere Wetterextreme steigt die öffentliche Wahrnehmung für Nachhaltigkeit und insbesondere den Klimaschutz. Daher liegen die Chancen bei denen, die solche Maßnahmen frühzeitig implementieren. Damit steigen auch parallel die Risiken, denn im Rahmen dieser Transformation kann es zu schnellen Änderungen der Markterfordernisse und legislativen Vorgaben kommen. Wie schnell diese dann adaptiert werden müssen und können, ist fraglich. Je später man sich also dieser Transformation anschließt, desto schwieriger und auch risikoreicher wird das Vorhaben und desto mehr besteht die Gefahr sogenannter Stranded Assets, also Vermögenswerte, die auf einmal wertlos sind.
Welche Schritte sind notwendig, um einen Nachhaltigkeitsfahrplan in die Unternehmensstrategie zu integrieren?
Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme. Was ist bereits vorhanden, welche Key Performance Indicators (KPI) gibt es und welche Anforderungen wirken intern und extern auf das Unternehmen? Das beinhaltet nicht nur eine Shareholder-, sondern auch eine Stakeholder-Befragung, um die wesentlichen Nachhaltigkeitsbelange zu erfahren. Daraus lässt sich in einem nächsten Schritt eine Nachhaltigkeitsstrategie ableiten, die mit entsprechenden Maßnahmen zu unterlegen ist.
Wie kann man Nachhaltigkeit sichtbar machen?
Es gibt eine Vielzahl von Handreichungen und Tools im Internet – aber der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein guter Standard, wenn man sich damit erstmals beschäftigen möchte. Neben einem Leitfaden findet man auf der Seite des Kodexes Praxisbeispiele und allgemeine Unterstützungsangebote. Besonders für kleine Unternehmen ist die Seite eine dringende Empfehlung. Auch wir haben in unserem Netzwerk den DNK angewendet und sind mit einem Netzwerkmitglied seit diesem Jahr als DNK-Schulungspartner gelistet.
Welche Rolle hat die nachhaltige Unternehmensausrichtung zukünftig?
Neben Digitalisierung ist Nachhaltigkeit der Megatrend der vergangenen beiden Jahre. Das wird so bleiben. Denn mit jeder Umweltkatastrophe wird die Entwicklung relevanter. Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit mehr als Umweltschutz und Klima ist. Nachhaltigkeit besteht aus Ökonomie, Ökologie, Sozialem und Governance. Nur wer alle vier Teilaspekte gleichrangig beachtet, befindet sich auf einem nachhaltigen Weg.
Volker Hartke ist Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und zusammen mit Dr. Benjamin Wilhelm Co-Koordinator im Bereich Nachhaltigkeit beim Genossenschaftsverband – Verband der Regionen und bei der AWADO.
Quelle: „DATEV magazin 10/2021“, Astrid Schmitt und Stefanie Krömer, Redaktion DATEV magazin, verkürzter Abdruck