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Aus dem Verband | Veröffentlicht am 28.10.2022

Ein Leben für die Welternährung und die Ukraine

Der einflussreichste ukrainische Agrarmogul starb im Juli während des Beschusses der Stadt Mykolajiw. Wer war Oleksij Wadaturskyj und welche Rolle spielte er für die weltweite Ernährungssicherheit?

Oleksij Wadaturskyj, einer der größten Getreidehändler der Ukraine, verlor Ende Juli gewaltsam sein Leben. Seine Frau Raisa und er wurden am 31. Juli 2022 durch Granatenbeschuss in ihrem Haus in Mykolajiw getötet. Der 74-Jährige war Gründer und Generaldirektor von Nibulon, dem größten ukrainischen Agrarunternehmen. Dieses ist auf die Produktion und den Export von Weizen, Gerste und Mais spezialisiert und exportierte vor dem Krieg zehn Prozent des gesamten ukrainischen Getreides in 70 Länder. Wadaturskyj stand auf Platz 24 der ukrainischen Forbes-Liste, sein Finanzkapital wurde auf 430 Millionen US-Dollar geschätzt. Für sein herausragendes persönliches Engagement für die Agrarwirtschaft wurde er 2007 mit dem Titel „Held der Ukraine“ ausgezeichnet. Der Tod von Wadaturskyj gilt als schwerer Verlust für die ukrainische Getreidestrategie.

Wadaturskyj ist nicht das einzige Opfer der Russen aus dem Agrarsektor. Viele Landarbeiter*innen sind bereits durch Granatenbeschuss bei der Feldarbeit gestorben, viele wurden von Landminen in Stücke gerissen.

Der russische Machthaber Putin droht ständig damit, wichtige politische Entscheidungszentren, wie die ukrainische Regierung in Kiew, anzugreifen. Mit dem Angriff auf Mykolajiw, das noch nicht von den russischen Truppen eingenommen werden konnte, holte Putin Ende Juli zum Schlag gegen ein bedeutendes Getreide- und Logistikzentrum aus. Und dies genau zu dem Zeitpunkt, als
Oleksij Wadaturskyj nach neuen Wegen suchte, Getreide aus der Ukraine wieder in den Westen und Osten der Welt zu exportieren.

Wadaturskyj sollte in die Türkei reisen, um über den Export von Getreide aus den Häfen des Schwarzen Meeres und des Asowschen Meeres zu verhandeln. Viele Leute trauten ihm hier revolutionäre Lösungen zu. Der Geschäftsmann unterstützte auch die ukrainische Armee und stand deshalb auf der Sanktionsliste Russlands. Inzwischen haben die russischen Besatzer seine Lager und Korn-Silos in den besetzten Gebieten übernommen.

„Menschen wie er, mit solchen Unternehmen in unserem ukrainischen Süden, haben die Ernährungssicherheit der Welt garantiert. Das war schon immer so. Und so wird es wieder sein“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij über Oleksij Wadaturskyj.

Wadaturskyj setzte seine Ideen tatkräftig um. So erweckte er beispielsweise vor einigen Jahren die Flussschifffahrt wieder zum Leben. Das zahlt sich nun in Kriegszeiten, in denen ukrainische Häfen beschossen werden, besetzt oder zerstört sind, sehr aus. Wie seine Mitarbeiter*innen erzählen, hatte Wadaturskyj auch bereits entschieden, einen neuen Verladeterminal an der Donau zu bauen.

Doch der Agrarproduzent und -händler war nicht nur finanzstark und ideenreich, sondern auch politisch sehr einflussreich. Auch auf diese Weise konnte er viele Projekte erfolgreich umsetzen.
Um das Profil von Nibulon als führendes Unternehmen in der Flussschifffahrt zu schärfen, wartete Wadaturskyj mit großen Projekten auf. Diese waren zwar teilweise für das Unternehmen unrentabel, wurden aber erfolgreiche Werbe- und Sozialaktionen. So gab es viel Medienbeachtung, als Wadaturskyj beispielsweise Wassermelonen aus der Region Cherson auf dem Fluss nach Kiew verschiffen ließ.

Und natürlich war er einer der einflussreichsten Menschen in der Region Mykolajiw, wo er lebte und starb. Mit Ausbruch des Krieges blieb er in seiner Heimatstadt Mykolajiw und unterstützte die Stadt und ihre Bewohner*innen.

Vor seinem tragischen Tod träumte Oleksij Wadaturskyj noch davon, den Hafen von Mykolajiw in den „grünen Korridor“ für Ernährungssicherheit, den die UN unterstützt, aufzunehmen.
Das war jedoch nicht möglich, weil die russischen Truppen Mykolajiw und seinen Hafen jeden Tag beschossen haben. Der Hafen ist zwar beschädigt, könnte aber mit Sicherheitsgarantien betrieben werden. Wadaturskyj hatte das Motto „Niemals aufgeben“. Jetzt werden seine Projekte von seinem Sohn und den 7.000 Mitarbeiter*innen seines Unternehmens weitergeführt.

Anastasia Buchna/Sabine Bömmer

Die ukrainische Journalistin Anastasia Buchna ist seit dem 1. August für sechs Monate Teammitglied im Verbandsbereich Kommunikation & Change. In ihrer Heimatstadt Berdjansk am Asowschen Meer, die heute in russischer Hand ist, war sie Herausgeberin verschiedener Tageszeitungen. Anastasia Buchna wird auf der Verbandswebsite, in GENiAL und in den sozialen Medien des Verbandes über die Situation in der Ukraine berichten und dafür ihre Netzwerke vor Ort nutzen. Schwerpunkte werden die Landwirtschaft und die Lage von Genossenschaften im besetzten und unbesetzten Teil der Ukraine sein. Dabei lässt Anastasia Buchna Menschen aus der Ukraine zu Wort kommen.

Folgende Themen hat Anastasia Buchna bereits auf der Verbandswebsite veröffentlicht: Das Leid der Landwirtinnen vor allem im russisch besetzten Teil der Ukraine, das Schicksal eines Bürgermeisters aus der südlichen Ukraine, das stellvertretend für viele Schicksale im Land steht, sowie Daten und Fakten zu Getreideproduktion, export und -raub. Weitere Texte sind in Arbeit.

www.genossenschaftsverband.de/ukraine-wirtschaften-und-ueberleben/


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