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Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Kreditgeschäft

  • 21.07.2022
  • von Norbert Baumstark
  • Grundsatzblog

Die Deutsche Bundesbank hat die Juli-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland veröffentlicht. Besonders betroffen zeigten sich dabei die Wohnimmobilienfinanzierungen.

Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken teilten der Bundesbank für Juli ihr Vorgehen in der Kreditvergabe sowie die zugrunde liegenden Einschätzungen mit: Im zweiten Quartal 2022 verschärften Sie ihre Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite geringfügig. Hierzu trugen vor allem branchen- und firmenspezifische Faktoren bei, aber auch die verschlechterte allgemeine Wirtschaftslage sowie die getrübten Konjunkturaussichten. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten war die Verschärfung der Kreditrichtlinien sehr deutlich. Verschärft wurden auch die Richtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite. Ausschlaggebend waren die eingetrübten Aussichten auf dem Wohnimmobilienmarkt sowie eine geringere Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer.

Die Kreditnachfrage der Unternehmen stieg erneut. Bei den Unternehmenskrediten wurden vor allem kurzfristige Kredite nachgefragt. Grund hierfür ist insbesondere der gestiegene Mittelbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel: Viele Unternehmen mussten angesichts instabiler Lieferketten bei Vorprodukten und der verstärkten Unsicherheit durch den Ukrainekrieg ihre Lagerhaltung vergrößern. Die Kreditablehnungsquote nahm gegenüber dem Vorquartal geringfügig zu.

Die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten ging zurück, die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten nahm weiter zu. Hintergrund ist unter anderem, dass den privaten Haushalten aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten weniger eigene Mittel für die Finanzierung größerer Anschaffungen zur Verfügung standen. Für die nächsten drei Monate wird ein Rückgang der Nachfrage bei Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten erwartet, bei den Konsumenten- und sonstigen Krediten hingegen ein weiterer Anstieg.

Die NPL-Quote hatte im ersten Halbjahr 2022 keine nennenswerten Auswirkungen auf die Kreditangebotspolitik. Auch für das zweite Halbjahr 2022 wird kein nennenswerter Einfluss erwartet. Die Kreditrichtlinien wurden in nahezu allen erfragten Wirtschaftssektoren im ersten Halbjahr 2022 weitgehend unverändert gelassen. Erkennbare Verschärfungen meldeten sie nur im Wohnimmobiliensektor. Für das zweite Halbjahr 2022 zeigen sich die Banken insgesamt pessimistischer. So rechnen sie insbesondere mit einem deutlichen Rückgang des Mittelbedarfs von Unternehmen aus dem Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor.

Nähere Informationen inklusive Einzeldaten sind auf der Seite der Deutschen Bundesbank einsehbar. Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand dieses Mal in der Zeit vom 10. bis zum 28. Juni 2022 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil.

Sprechen Sie hierzu gerne an:

Michael Wellmann Profil bild
WP/StB

Dr. Michael Wellmann

Prüfung und Betreuung Banken IV
Bereichsleiter Großbanken Nord-West & Prüfungsassistenzen