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Bundesbankumfrage zeigt: Banken verschärfen ihre Kreditvergaberichtlinien

  • 22.01.2021
  • von Norbert Baumstark
  • Grundsatzblog

Laut der Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet vom Januar 2021 wurden die Kreditrichtlinien im vierten Quartal 2020 über alle Kategorien hinweg – also für Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte – verschärft. Der prozentuale Saldo der Banken, die eine Verschärfung der Richtlinien für die Gewährung von Krediten oder Kreditlinien an Unternehmen meldeten, fiel mit 25 % etwas höher aus als in der vorangegangenen Umfragerunde. Bei den Ausleihungen an private Haushalte wurden die Kreditrichtlinien ebenfalls (wenn auch weniger als in den Vorquartalen) verschärft.

Als Gründe für die Verschärfung der Kreditrichtlinien für Unternehmen und private Haushalte wurden die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage, ein höheres Kreditrisiko der Kreditnehmer sowie eine gesunkene Risikotoleranz genannt. Für das erste Quartal 2021 rechnen die Banken mit einer weiteren Verschärfung der Richtlinien für Unternehmenskredite und für Kredite an private Haushalte.

Was die Bedingungen für die Neukreditvergabe der Banken insgesamt betrifft, so wurden diese im vierten Quartal 2020 für Unternehmenskredite verschärft. Dies erfolgte über strengere Sicherheitenerfordernisse und eine Ausweitung der Kreditmargen – insbesondere bei risikoreicheren Ausleihungen. Bei den Wohnungsbaukrediten an Privathaushalte wurden die Bedingungen im vierten Quartal insgesamt ebenfalls verschärft.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten und die Inanspruchnahme von Kreditlinien gingen im vierten Quartal 2020 insgesamt weiter zurück; so meldeten mehr Banken einen Rückgang der
Kreditnachfrage als einen Anstieg. Die Kreditnachfrage im Zusammenhang mit Lagerhaltung und Betriebsmitteln trug weiterhin zu einem Nachfrageanstieg bei, wenngleich ihr Beitrag geringer war als im ersten Halbjahr 2020. Dies könnte an den in den Vorquartalen aufgebauten vorsorglichen Liquiditätspolstern liegen.

Die Nachfrage nach Krediten für Anlageinvestitionen verringerte sich das vierte Quartal in Folge. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten stieg im Schlussquartal 2020 weiter an, was Ausdruck eines Aufholeffekts nach der ersten Lockdown-Phase im zweiten Quartal war. Bei den Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte meldeten die Banken nach einem moderaten Anstieg im Vorquartal per saldo einen Nachfrage-rückgang. Gestützt wurde die Nachfrage nach Wohnungsbau- und Konsumentenkrediten durch das insgesamt niedrige allgemeine Zinsniveau, wohingegen sich das schwache Verbrauchervertrauen weiterhin dämpfend auswirkte.

Notleidende Kredite (NPL) führten den Banken zufolge im zweiten Halbjahr 2020 zu einer Verschärfungder Kreditrichtlinien und -bedingungen für Unternehmens- und Konsumentenkredite, während der Effekt für Wohnungsbaukredite weitgehend neutral ausfiel. Ausschlaggebend für die durch die NPL-Quoten bedingte Straffung waren die Risikoeinschätzung und die Risikoaversion.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (Covid-19) gewährte staatliche Garantien stützten die Kreditvergabe und trugen zu günstigeren Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten im Jahr 2020 bei. Die Nachfrage nach Krediten oder Kreditlinien mit staatlichen Garantien hat in der ersten Jahreshälfte 2020 stark zugenommen Im zweiten Halbjahr ist der Nettoanstieg aufgrund eines geringeren Liquiditätsbedarfs moderat ausgefallen.

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WP/StB

Dr. Michael Wellmann

Prüfung und Betreuung Banken IV
Bereichsleiter Großbanken Nord-West & Prüfungsassistenzen