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Aufsicht erläutert Erwartungen zum Umgang mit Klima- und Umweltrisiken

  • 22.02.2022
  • von
  • Grundsatzblog

Bundesbank und BaFin erläutern ihre sukzessiv steigenden Erwartungen an die Institute zum Umgang mit Klima- und Umweltrisiken.

Prof. Dr. Joachim Würmeling (Vorstandsmitglied der Bundesbank) und Raimund Röseler (Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin) haben am 14.02.2022 im Rahmen des digitalen Aufsichtsbriefings ihre sukzessive steigende Erwartungen an die Institute in Bezug auf Klima- und Umweltrisiken erläutert. Erste Erwartungen der Aufsicht werden bereits 2022 in Aufsichtsgespräche und MaRisk-Prüfungen miteinbezogen. Im Prüfungsjahr 2022 werde sich dies auf die Prüfungsfelder Geschäftsstrategien und Risikoinventur konzentrieren und dann auf weitere Prüffelder ab 2023 ausgeweitet. Als erste konkrete Indikation zu den Erwartungen wird auf den Fragebogen zum Klimarisiko-Stresstest für europäisch beaufsichtigte Institute verwiesen.

Klima- und Umweltrisiken werden nicht zuletzt nach der Katastrophe im Ahrtal ein immer stärkeres Gewicht in der allgemeinen Bankenpraxis und insbesondere im Risikomanagement gewinnen. Nachdem die Aufsicht dazu im letzten Jahr erste Fortschritte bei Datenlage, Methode und Best Practises gemacht hat, sollen sich nun Aufsicht und Institute sukzessive diesem Themenfeld wieder nähern. Dabei stellte Prof. Dr. Würmeling drei elementare Bausteine vor: (1) Klare Erwartungen der Aufsicht, (2) die Prüfung dieser Erwartungen in der Bankenpraxis und (3) die Durchführung von Stresstests als Learning Excersise. Leitlinien bieten das Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken der BaFin sowie der Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken der Europäischen Zentralbank (EZB). Daran sollen die Fortschritte der Banken in diesem Jahr gemessen werden.

Der Klimarisiko-Stresstest für größere europäisch beaufsichtigte Banken aus 2021 zeigt mit seinem Fragenkatalog einen grundsätzlichen Einblick an die konkreten Erwartungen der europäischen Aufsicht, die auch für Less Significant Institutions (LSls) anleitend für die aufsichtlichen Erwartungen sei. Dabei werden Proportionalitätsaspekte berücksichtigt. Um die Erwartungen angemessen in das Risikomanagement der Banken zu integrieren, sind ein Verständnis für den Ablauf der Transformation, die Bewertung von Zukunftsfähigkeit, die Resilienz von Instituten sowie der Bedarf neuer Methoden und granulare Daten die zentrale Herausforderungen.

Ab dem Prüfungsjahr 2022 soll der Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken in bankengeschäftlichen Prüfungen beginnend mit den Prüfungsfeldern Geschäftsstrategien und Risikoinventur starten und dann sukzessive auf weitere Prüfungsfelder ab 2023 ausgeweitet werden. Bei signifikanten Instituten (Sls) intensiviert die EZB im 1. Halbjahr 2022 im Rahmen des aufsichtlichen Dialoges und "sematic reviews" die Institutspraktien zu Klima- und Umweltrisiken, wobei die Geschäftsstrategien, Risikomanagement und Governance im Fokus stehen. Ebenso beabsichtigt die EZB Klima- und Umweltrisiken in den Supervisory Review und Evaluation Process (SREP) für SIs zu integrieren.

Prof. Dr. Würmeling wie auch Röseler sehen im Rahmen der Thematik große Chancen durch den "gigantischen Finanzierungsbedarf", aber ebenso höhere Risiken als in der Vergangenheit. Dekarbonisierung, Digitalisierung, Strukturwandel und Automation sind wichtige Treiber der steigenden privatwirtschaftlichen Finanzierungsbedarfs. Banken bedürfen hierzu einer neuen, vielfältigeren Expertise, neue Informationskanälen und Daten. Dafür können auch neue Auslagerungsverhältnisse entstehen. Die Aufsicht sieht ihre Rolle jedoch nicht darin, Banken grüne Geschäftsmodelle zu verordnen, sondern die Finanzstabilität zu erhalten.

Erste Rückfragen an Zuhörer*innen unterstrichen die hohe Bedeutung der gegenwärtigen Transformation. Zwar rechneten 47% der Teilnehmer*innen nicht damit, dass Kreditanfragen für nicht-grüne Investitionen zunehmend schwerer zu tragen sind. Hingegen 61% erwarteten einen signifikanten Anstieg der Nachfrage nach Finanzierungen für Investitionen in Dekarbonisierung, Digitalisierung und Strukturwandel. 65% sahen sich trotz der Andersartigkeit der Risiken in der Lage relevante Transformationsprojekte zu finanzieren.

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Dr. Benjamin Wilhelm

Abteilungsleiter Sustainability Services - Engagement