GENiAL 1-2018

12 | GENiAL | 1-2018 2018 steht aus genossenschaftlicher Sicht ganz im Zeichen des 200. Geburtstags Friedrich-Wil- helm Raiffeisens. Wird der Katholikentag, der im Mai in Münster stattfindet, auch genossen- schaftliche Themen aufgreifen? FELIX GENN: Zunächst möchte ich sagen: Ich freue mich sehr, dass einige Genossenschaften den Katho- likentag tatkräftig unterstützen, auch finanziell. Fünf Genossenschaftsbanken beteiligen sich auch mit ei- nem Stand auf der Kirchenmeile. Ich denke mir, dass dort auch die Ideen Raiffeisens eine Rolle spielen. Insgesamt gibt es beim Katholikentag rund 1.000 Ver- anstaltungen. Ohne dass ich da jetzt ins Detail ge- hen kann, ist es schon aufgrund der Anzahl klar, dass dabei auch genossenschaftliche Themen aufgegriffen werden. Denken Sie nur an Themen wie Selbsthil- fe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Das betrifft etwa die Möglichkeiten und Perspektiven im ländlichen Raum, das selbstständige Wohnen im Al- ter, das Miteinander der Generationen oder das Zu- sammenleben von Menschen mit und ohne Behin- derung. Wo sehen Sie die Verbindung zwischen katho- lischer Soziallehre und den Ideen Raiffeisens und Schulze-Delitzschs? Friedrich Wilhelm Raiffeisen erkannte als Bürgermeis- ter einer Kleinstadt im Rheinland die Nöte der Bau- ern und Handwerker, die günstige Betriebskredite benötigten. Auf seine Initiative hin wurde 1864 die erste ländliche Spar- und Darlehenskasse auf genos- senschaftlicher Basis gegründet. Die Idee der Genos- senschaft steht für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Diese solidarische Grundhaltung ließ eine Kultur der gegenseitigen Verantwortung und der Nachhaltig- keit des Geschäftsbetriebes entstehen. Das sind Tra- ditionen und Wertevorstellungen, die sich auch in der katholischen Soziallehre wiederfinden. Egoismus und Felix Genn wurde 1950 im rheinland-pfälzi- schen Burgbrohl geboren und wuchs inWassenach in der Nähe der Benediktinerabtei Maria Laach am Laacher See auf. Nach demTheologiestudium und der Priesterweihe war er zunächst bis 1978 Kaplan in Bad Kreuznach und arbeitete anschließend als stellvertretender Leiter, danach als geistlicher Begleiter (Spiritual) am Bischöflichen Pries- terseminar in Trier in der Priesterausbildung. Nach seiner Promotion wurde er 1994 Leiter der Trierer Heilig-Rock Wallfahrt. Von 1997 bis 1999 leitete er das überdiözesane Seminar zur Priesterausbildung St. Lambert Lantershofen. 1999 wurde er zumWeihbischof im BistumTrier berufen, 2003 zum Bischof von Essen. Seit 2009 ist Felix Genn Bischof von Münster. „Solidarität ist ein Schlüsselwort der katholischen Soziallehre“ Kirche und Genossenschaften: Hier gibt es ethisch und historisch enge Bezüge und viele gemeinsame Unternehmensgründungen, wie zum Beispiel die genossenschaftlichen Kirchenbanken. GENiAL sprach darüber mit dem Bischof von Münster Felix Genn im Vorfeld des Katholikentags im Mai.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=