Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen

Digitaler Sonderdruck · Kreditwesen 3 / 2023  5 Eine weitere Problematik würde auch zwischen den Bewertungsbündeln ent- stehen. Denn auch wenn diese in der Risikosteuerung beziehungsweise dem Treasury zur Steuerung zu einem Gesamt- bank-Cashflow im Sinne der Aktiv-/Pas - sivsteuerung zusammengefasst werden, steht zunächst der disponible Bewer- tungscashflow je Bewertungsbündel im Fokus. Disponierbar muss demzufolge zunächst der Cashflow beziehungsweise Einzelcashflow sein, da ansonsten der Zu - sammenhang zwischen Kunden- und Ge- gengeschäft im Sinne der Aufspaltung zwischen zentraler Risikosteuerung und Vertrieb nicht mehr vollumfänglich gege- ben ist. Wird nun jedoch gedanklich ein Teil des Bewertungsbündels einem ande- ren Bewertungsbündel zugeordnet, dann fallen Kapital- und Zinsbindung ausein- ander. So würde gedanklich das Kapital im Bewertungsbündel kürzer zur Verfü- gung stehen, als die Zinsbindung angibt, da der Kapitalfluss zum Ursprungsbündel zu einer im Vergleich zur Zinsbindung kürzeren Kapitalbindung führt. Insofern sind erwartete Umschichtungen stets im Betrachtungsbündel als Abfluss zu bewerten. Auf diese Weise werden die Anforderungen an ein statisches und ersatzloses Ablaufen je Betrachtungsbün- del hinlänglich erfüllt. Umgang mit fehlender Margen- und Volumenkonstanz In Abgrenzung zur vorbezeichneten Kritik an der Bewertung von Umschichtungen mit dem Gleitzins des Zielproduktes sind verhaltensbasierte Modelle zu unter- scheiden. Mithin nehmen diese Modelle und Verfahren sodann das gesamte Kun- denverhalten in den Blick und nicht nur den kundenindividuellen Anteil im jewei- ligen Bündel. Dies kann mitunter auch in Erweiterung des Modells der gleitenden Durchschnitte erfolgen, setzt jedoch vo­ raus, dass Kunden überschneidungsfrei einem Bündel zugeordnet werden und sodann das Kundenverhalten – gegebe- nenfalls abgeleitet aus verschiedenen Produktnutzungen – gesamthaft in der Zinsreagibilität bewertet wird. Mitunter ergeben sich zeitreihenbasierte Modelle auf Basis von AR-, ARCH- oder GARCH- Modellen, um das Volumenverhalten und die Zinsreagibilität der Kunden zu be- schreiben. Mit der Margen- und Volumenkonstanz kann die ex post abgeleitete und ex ante anzunehmende Stabilität/Identität der Ergebnisse erreicht werden und zu- kunftsgerichtete verlässliche Ergebnisse bedingen. Hierbei ist entscheidend, dass nicht das Einzelgeschäft als volumenkon- stant, sondern vielmehr das betrachtete Bündel als volumenkonstant angenom- men wird (Sievi, 1999, S. 311 ff.). Dies führt in der zukunftsgerichteten Ausge- staltung auch dazu, dass die ex ante er- wartete Marge über die gesamte Lauf- zeit des Geschäftes mit dem gleitenden Durchschnitt beziehungsweise dem Re- plikationsportfolio erwirtschaftet wer- den kann (Herrmann, Lüders, 2004, S. 48 ff.). Mitunter zeigen sich auch Ausarbei- tungen, in denen die Margenkonstanz nicht der Prämisse der geringsten Varianz folgt, sondern als unabhängig von der Zinsvolatilität am Markt beziehungswei- se einem vom allgemeinen Zinsniveau unabhängigen Trend aufweist (Sievi, 1999, S. 311 ff.). Möglicherweise zeigen sich damit im Kon­ text der Margenkonstanz Fehlsteuerungs­ impulse (hierzu umfassend: Schmücker, Wiedemann, 2017, S. 36 ff.): – So wird in der Praxis neben der Mini- mierung der Varianz zugleich die mittle- re Marge maximiert werden (Herrmann, Lüders, 2004, S. 48 ff.). Dabei erwächst sowohl aus der Minimax- als auch aus der Maximax-Regel ein Fehlerpotenzial, wel- ches sich in einem isoliert betrachtet bestmöglichen beziehungsweise schlecht­ möglichsten Umweltzustand manifestiert. In Übertragung auf die zukunftsgerich­ tete Festlegung im Modell gleitender Durchschnitte ist sodann anzunehmen, dass sich unter der Maximax-Regel der historische Idealfall aus minimaler Vari- anz und maximaler mittlerer Marge in Zukunft erneut manifestiert. – Mithin kann sich auch ein systemati- scher Fehler ergeben, da einerseits die Kundenträgheit Voraussetzung der Bo- densatzbildung ist, andererseits im Ziel- bild einer möglichst konstanten Marge lange Laufzeiten zu präferieren sind. Ähnliche Fragestellungen und Konse- quenzen ergeben sich auch für die Nicht- erfüllung der Volumenkonstanz. Unbe- nommen dessen haben sich hinsichtlich der Volumenkonstanz und den in der Praxis selten zu beobachtenden konstan- ten Sichteinlagenvolumen verschiedent­ liche Umgehungslösungen wie Ausgleichs­ zahlungen oder Ähnliches etabliert. Gleichwohl bedingt die Frage der Volu- menkonstanz in barwertiger Betrach- tungsweise zumeist keinen Schaden, da lediglich der Abfluss im Betrachtungszeit - punkt (statisches ersatzloses Auslaufen) modelliert wird. Gleichwohl ergibt sich jedoch aufgrund veränderlicher Volumen für die Vertriebssteuerung ein Hand- lungsbedarf, da die erwirtschafteten Kon- ditionenbeiträge sich nicht realisieren las- sen oder bereits Dispositionsschäden entstanden sind, die mit den Marktberei- chen verrechnet werden müssen. Zukunftsorientierte Betrachtung Gleichsam ergeben sich in zukunftsorien- tierter Betrachtung Implikationen für die Festlegung. So ist davon auszugehen, dass historisch beobachtete Volumenzu- wächse in verschiedenen Zinsszenarien mitunter als weniger träge oder zinsrea- gibler einzuordnen sind. Mithin sind die- se Volumina sodann in einer erwarteten Abflussgeschwindigkeit zu parametrisieren. Ein mögliches Vehikel zur Begegnung der vorbezeichneten Schwächen und Ein- schränkungen stellt die Angemessenheits- „Erwartete Umschichtungen sind stets im Bewertungsbündel als Abfluss zu bewerten.“

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